2.2.2.2-3.2.0.0-timp-strings(14.12.10.8.6)
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Bote & Bock
Titelgeberin des Stücks ist die Steineiche, portugiesisch Azinheira, jener Baum, der in der kargen, hitzereichen Landschaft Südportugals eine seltene Möglichkeit von Schutz und Schatten bietet. Der bis zu 500 Jahre alt werdende Baum dient als Metapher für die Transformation vom Alleingang durch Zeiten der Unterdrückung in die Bewegung eines solidarischen Miteinanders.
Das Stück besteht aus drei Teilen, benannt nach den sich wandelnden Farben während des Austreibens der Steineichenblätter im Frühling: silber, weiß, dunkelgrün. Dieser allmähliche Wandel steht für den Prozess des Gewinnens von Freiheit, verstanden nicht als individuelle, sondern als gemeinschaftliche Errungenschaft. Der Frage danach, wie dieses Einverständnis der Vielen erreichbar ist, widmet sich die musikalische Entwicklung des Stücks. Ausgangspunkt ist eine Motivzelle des Lieds „Grandola, vila morena“, das als Hymne der antifaschistischen Bewegung in Portugal während der sogenannten Nelkenrevolution im Frühjahr 1974 fungierte. Zunächst vorgestellt von Soloinstrumenten wird das Motiv in Klangflächen des Orchesters übergeführt, wobei die Antwort auf das zur Nachahmung einladende Vorführen des Motivs zwischen Gelingen und Scheitern variiert. Das Stück mündet in tänzerischer Euphorie, in der die Erschöpfung durch die Mühen des langen Wegs mitschwingt – „im Schatten einer Steineiche, die ihr Lebensalter nicht mehr kannte“.