B&H und Videmus machen die Musik von Julia Perry zugänglich
Das bisher nicht publizierte Werk der US-amerikanischen Komponistin Julia Perry (1924–1979) erscheint in Partnerschaft von Boosey & Hawkes mit Videmus Inc.
In neuer Partnerschaft mit Boosey & Hawkes macht die Organisation Videmus Inc. das bislang unveröffentlichte Werk der Komponistin Julia Perry zugänglich. Nach ihrem Tod im Jahr 1979 gerieten Perrys Arbeiten in Vergessenheit und finden erst jetzt die gebührende Aufmerksamkeit. Unter der Leitung von Dr. Louise Toppin widmet sich die gemeinnützige Kunstorganisation Videmus der Förderung von Konzertwerken afroamerikanischer, unterrepräsentierter Komponistinnen durch Bildungsprogramme, die Ermöglichung von Aufführungen und wissenschaftliche Forschung. Zum 100. Geburtstag von Julia Perry 2024 übertrug das Estate der Komponistin alle Rechte an ihren unveröffentlichten Werken an Videmus. Aktuell ist Perrys Musik erstmals für einen GRAMMY nominiert, als Teil des Albums „American Counterpoints“ des Experiential Orchestra unter der Leitung von James Blachly mit dem Geiger Curtis Stewart.
Julia Perry (1924–1979) war eine afroamerikanische Komponistin, geboren in Lexington, Kentucky, und aufgewachsen in Akron, Ohio. Ihre Karriere begann vielversprechend: Sie verbrachte zwei Sommer am Berkshire Music Center, studierte bei Luigi Dallapiccola und kurzzeitig bei Nadia Boulanger, gewann den Prix Fontainebleau sowie zwei Guggenheim-Stipendien. Ihr Werk Study for Orchestra wurde 1965 vom New York Philharmonic aufgeführt. Tragischerweise sind viele ihrer rund 100 Kompositionen dennoch heute unbekannt. 1970 erlitt Perry einen Schlaganfall mit Lähmungsfolgen. Die Musikwissenschaftlerin J. Michele Edwards schreibt: „Perrys Briefe offenbaren ihr Bemühen, wieder gehen, sprechen und dirigieren zu können. Sie lernte, mit der linken Hand zu schreiben, und nahm das Komponieren wieder auf; dennoch litt sie unter schweren emotionalen und finanziellen Problemen.“
Als gemeinnützige Organisation unterstützt Videmus die Forschung, Veröffentlichung, Aufnahme und Aufführung von Perrys Musik. Dabei entstehen sorgsam edierte Materialien, die auch praktischen Bedürfnissen dienen. Videmus möchte dieses Vorhaben als Modell für andere Initiativen etablieren, die Werke zu Unrecht ignorierter Komponist:innen ans Licht bringen wollen. Darüber hinaus wird die Veröffentlichung von Perrys Werken Wissenschaftler:innen helfen, Perrys musikalische und biografische ‚Reise‘ zu rekonstruieren, und stellt eine wertvolle Ressource für zukünftige Biograf:innen dar. Für die weltweite Verbreitung von Perrys Musik mittels Notenausgaben, Aufführungen und Lizenzen kooperiert Videmus mit Boosey & Hawkes.
Louise Toppin erklärt: „Julia Perrys Bedeutung in der Musikgeschichte als afroamerikanische Komponistin wurde viel zu lange übersehen. Ihre Geschichte als aufstrebende Größe in der Welt des Komponierens und Dirigierens während der Jahre extremer Rassentrennung in den Vereinigten Staaten ist sowohl faszinierend als auch beeindruckend. Ihre Kompositionen (von denen bisher nur wenige bekannt sind) zeugen von hoher Kunstfertigkeit und sprechen Interpret:innen und Publikum gleichermaßen an. Viele ihrer Werke sind verschollen. Videmus hat es sich zur Aufgabe gemacht, sämtliche Werke aufzuspüren, die sich noch in Archiven von Verlagen, Universitätsbibliotheken oder in öffentlichen und privaten Sammlungen befinden. Die Vernachlässigung, der Perrys Musik ausgesetzt war, ist kein Einzelfall. Wir hoffen, dass dieses Vorhaben als Vorbild für andere dienen kann, weitere Werke zu Unrecht ignorierter Komponist:innen ans Licht zu bringen.“
„Während ihrer viel zu kurzen Karriere wurden Julia Perrys Kompositionen in vielen wichtigen Musikkreisen gelobt, von New York bis Paris, trotz der immensen systemischen Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert war“, sagt Steven Lankenau, Senior Vice President von Boosey & Hawkes, New York. „Sie ist eine unbestreitbar bedeutende Persönlichkeit in der Geschichte der US-amerikanischen Musik des 20. Jahrhunderts, und Boosey & Hawkes ist stolz darauf, mit Videmus zusammenzuarbeiten, um ihre unpublizierten Werke der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, so dass das Vermächtnis dieser bemerkenswerten Komponistin weiter Gestalt annimmt.“
Der von Videmus veröffentlichte Katalog von Julia Perry, der über mehrere Jahre hinweg erscheinen wird, umfasst ein vielfältiges Spektrum an Werken für Orchester, Chor, Kammerensemble, Lieder und Klaviermusik. Die folgenden Werke werden ab sofort bei Boosey & Hawkes erhältlich sein:
Three Spirituals for Orchestra (1965–67)
Prelude for Piano (1946/1962)
Prelude for Strings (Prelude for Piano 1946/1962; arr. für Streicher von Roger Zahab, 2020)
Symphony in One Movement für Bratschen und Kontrabässe (1961)
Quartette for Wind Quintette / Symphony No. 13 für fünf Holzbläser (1963/1976)
Quinary Quixotic Songs für Bassbariton und fünf Instrumente auf eigene Texte (1976)
Zu den für zukünftige Veröffentlichungen geplanten Werken gehören Four Spirituals for Orchestra, Contretemps für Orchester, Hymn to Pan für Chor und The Selfish Giant: A Sacred Musical Fable (Oper in drei Akten, im Klavierauszug).
> mehr über Julia Perry bei Boosey & Hawkes
> mehr zur Vorgeschichte der Edition (englisch)
Photo: Courtesy of Rider University