Lichtbogen

„Zuerst war es eine ‚Frage‘ – so hieß die Komposition, mit der ich 1999 als Förderpreisträger beim Göttinger Symphonie Orchester gastieren durfte. Leider kann ich immer noch keine ‚Antwort‘ geben, doch die damaligen Erfahrungen in Göttingen haben mich geprägt: Denn wie schwer hat man es als junger Komponist, seine Klangvorstellungen mit einem Sinfonieorchester verwirklichen zu dürfen! Und wie wunderbar ist es, wenn das Erdachte erklingt und eine Idee Gestalt annimmt.

Diese Faszination hat sich bis heute erhalten, und die erste Probe und die Uraufführung eines neuen Stückes bleiben ein Ereignis, dem ich mit Vorfreude, aber auch einigem Kribbeln entgegensehe. Hier begegnet meine Klangvorstellung erstmals anderen Menschen, ein einmaliger, niemals wiederkehrender Moment! Wie auch immer man zu zeitgenössischer Musik stehen mag: Im Konzert etwas zu erleben, das noch niemand hören konnte, fasziniert und öffnet die Ohren. Und das Schöne an zeitgenössischer Musik ist: Man kann sich über sie austauschen und trefflich darüber streiten, weil es noch kein vorgefertigtes Urteil von so genannten Kennern gibt.

Es folgt also keine ‚Antwort‘ auf die ‚Frage‘ – sondern ein ‚Lichtbogen‘: Der verbindet zwei Elektroden, die unter genügend großer Spannung stehen. Er überbrückt einen Raum. Er enthält ein ganzes Spektrum von Farben. Und das Wichtigste: Er leuchtet!“
(Jörn Arnecke)