Der Meister und Margarita (1984-89)

VOLAND
Wer seid Ihr?

MEISTER (ohne Ausdruck)
Ich bin jetzt niemand.

VOLAND
Wo kommt Ihr her?

MEISTER
Aus dem Haus des Leids. Ich bin geisteskrank.

MARGARITA
Das ist ja furchtbar, was er sagt. Er ist der Meister, Messere, ich sage es Ihnen! Machen Sie ihn gesund, er ist es wert!

VOLAND
Wißt Ihr, mit wem Ihr jetzt sprecht?

MEISTER
Ich weiß, mein Nachbar in der Klinik, der Dichter Besdomny, hat mir von Ihnen erzählt.

VOLAND
Ach ja, ich hatte das Vergnügen, den jungen Mann kürzlich kennenzulernen. Er wollte mir partout beweisen, daß es mich nicht gibt. Glaubt Ihr’s denn?

MEISTER
Ich muß es wohl glauben. Aber es wäre natürlich beruhigender, Sie für eine Halluzination zu halten.

VOLAND (lacht auf)
Sagt mir, warum Margarita Euch Meister nennt.

MEISTER
Sie hat eine zu hohe Meinung von dem Roman, den ich geschrieben habe.

VOLAND
Wovon handelt der Roman?

MEISTER
Von Pontius Pilatus.

VOLAND (stößt ein donnerndes Gelächter aus)
Von wem? Und das jetzt? Das ist erschütternd! Konntet Ihr kein anderes Thema finden? Laßt sehn.

MEISTER
Das ist leider unmöglich. Ich habe das Manuskript verbrannt.

VOLAND
Das kann nicht sein, denn Bücher brennen nicht. Komm, Behemoth, gib den Roman mal her! (Behemoth springt von seinem Sitz, und man sieht, daß er auf einem dicken Stoß von Manuskripten gehockt hatte. Das oberste Exemplar überreicht er Voland.)

MARGARITA
Da ist es ja, das Manuskript! Da ist es! (Voland nimmt das Exemplar, dreht es um, legt es beiseite und blickt den Meister ernst und schweigend an.)

VOLAND
Nun, jetzt ist alles klar. (Wendet sich seinem Gefolge zu.) Laßt mich mit den beiden allein. (Korowjew, Behemoth, Asasello und Gella gehen hinaus.) Margarita, nun sagt mir, was Ihr auf dem Herzen habt.