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Café Museum - Die Erleuchtung
(1993)Libretto by Wolfgang Bauer (G)
3S,M,T,Bar,4B; chorus;
fl(=picc).ob.cl.bsn(=dbn)-pft-accordion-2vln.vla.vlc.db
Abbreviations (PDF)
Boosey & Hawkes
Lassnitzhaus, Deutschlandsberg
Hans Hoffer, Regisseur
Conductor: Mladen Tarbuk
Company: Musikschule Deutschlandsberg
BOSCO VON MALTA, Privatgelehrter, verrückt | Tenor |
KARL, Kellner | Baß |
STERNENHURE / KELLNERIN | Sopran |
TORQUATO SAGENHAFT, ein Dichter | Bariton |
CLAUS | Baß |
REGINA | Sopran |
RINGEL, ein Maler | Baß |
DIE DOPPELTEN SCHWESTERN: HEIDE 1 und HEIDE 2 | Sopran und Mezzosopran |
EIN POLITIKER | Baß |
Im Café Museum
Die Handlung ist nicht leicht zu erzählen, da sie zu zwei Dritteln eine Art chaotische Traumwelt darstellt. Zwar betritt der Dichter Torquato Sagenhaft scheinbar unschuldig das Café Museum, merkt jedoch bald, daß er sich in einem, wenn auch optisch konkreten, jedoch zeitlosen, jeder Logik entbehrenden Raum befindet. (Der Raum fährt durch die Lüfte, Eintritt wird kassiert, nebenan in der Sezession fliegt eine Dinosaurierausstellung in die Luft, ein Parlament befindet sich in einem als Sauna adaptierten Billardzimmer etc.) Das Medium für die Erleuchtung ist ein Privatgelehrter, ein gewisser Bosco von Malta, dessen Reden man erst einmal als "irre" einstufen könnte. Er behauptet, man würde ständig das Licht auslassen und sprüht überhaupt von für ihn selbstverständlichen "Theorien" über die Zusammenhänge von Welt, Wirklichkeit, Wissenschaften und Philosophien. Im Zuge aber der zu erarbeitenden Verdichtung dieser surrealen Vision entsteht in den geisterhaften Figuren (ca. 10 Personen und ein Chor) ein Trieb zur Logik, ein starkes Bedürfnis nach Realität, nach Geburt schlechthin.
In einem allgemeinen "Anfall" schließlich, der von Bosco ausgelöst wird, "erleuchtet" sich dieser imaginäre, in gewisser Weise erfundene oder geträumte Raum und seine Figuren. Wir befinden uns plötzlich im völlig realen Café Museum, alles scheint wirklich, ja geradezu gewöhnlich zu sein... Einzig und allein Bosco von Malta hält an seinen... Theorien fest und wird herzlich verlacht. "Unterschätzts ma die Zeit net, de is glei wieder weg, wird’s noch staunen!", sagt er während des Tratsches – und wirklich, es beginnt plötzlich bei allen Figuren, wie auch beim Kaffeehaus selbst, ein rasanter (musikalisch drastisch untermalter) Alterungsprozeß, schließlich ein allgemeines Sterben, das in die Anfangsstimmung der Oper einmündet. Alles stirbt, alles verwest, das Kaffeehaus zerbröckelt immer mehr – nur Bosco von Malta sitzt frisch und fröhlich bei seinem Wein und seiner Zeitung und singt seine "Wahnsinnsarie".
Wolfgang Bauer
heiter, poetisch