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Nero Kaiserkind
(1993/95)Libretto von Peter Lund (dt.)
S,M,2Bar;
2.2.2.2-2.2.2.btrbn.0-timp.perc(1)-pft/kbd-string; winds opt. double picc.bcl.2tsax.dbn;
reduced version: 2sax-perc(1)-pft-4Vln.2Vlc.db
Abbreviations (PDF)
Bote & Bock
Theater des Westens, Foyer, Berlin
Peter Lund, Regisseur
Conductor: Niclas Ramdohr
Neuköllner Oper, Berlin
Peter Lund, Regisseur
Conductor: Niclas Ramdohr
Company: Neuköllner Oper
NERO, ein römischer Kaiser | Bariton |
AGRIPPINA, seine Mutter | Mezzosopran |
SENECA, ihr Liebhaber und Philosoph | Bariton |
OCTAVIA / MESSALINA | Sopran |
FELIX, Leibsklave Neros |
Das antike Rom, zu Neros Zeit
Agrippina ist eine alleinerziehende Mutter. Und das war schon im alten Rom keine leichte Aufgabe. vor allem, wenn man mit seinem Sohn so große Dinge vorhat wie die ehrgeizige Lieblingsschwester Caligulas. Nach vier Jahren Verbannung kehrt sie nach Rom zurück - mit dem festen Vorsatz, den Thron freizuräumen für ihren Erstgeborenen. Ganz Rom lacht über dieses anmaßende Unterfangen - aber spätestens nach Messalinas Ermordung lacht keiner mehr. Und peu à peu läßt Agrippina jeden aus dem Weg räumen, der sie bei ihren Vorhaben stören könnte.
Das bleibt natürlich nicht ohne Folgen für Neros psychologische Entwicklung. Aber auch Senecas überfordernder Philosophierunterricht und die Angst vor der Ehe mit der jungen Oktavia setzen Nero kräftig zu. Da bleibt nur sein Lieblingssklave Felix als einziger Freund - aber ob Sklaven es immer gut mit einem meinen?
Verzweifelt versucht Nero, sich aus all dem, was in seinem Leben passiert einen Reim zu machen. Ein Kaiser muss doch wissen, was er tut! Und kommt schließlich zu erschreckenden Einsichten. Mit äußerst unangenehmen Folgen für alle Beteiligten...
Daß Nero in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts gelebt hat, daß er Rom anzündete, daß er die Christen verfolgen, seine Mutter gar und seine Frau umbringen ließ, solcherlei historische Fakten kann man jedem Lexikon entnehmen. Aber wie der kaum 30-jährige zu seinem (Größen-)Wahnsinn kam, wie seine Kindheit ausgesehen haben könnte, dazu läßt sich lust- und phantasievoll und mit allen Mitteln des Musiktheaters spekulieren.
Peter Lund und Niclas Ramdohr haben sich dieses römischen Kaisers angenommen, und damit befinden Sie sich ja, denkt man z.B. an Monteverdi oder Händel, in guter Gesellschaft.
Nero Kaiserkind ist der musikalische Versuch, die Geschichte Neros aus heutiger Sicht zu erzählen; Die Geschichte eines verzogenen Einzelkindes, dessen größtes Unglück es war, nicht so begabt zu sein, wie es für die Umstände erforderlich gewesen wäre.
Nero Kaiserkind ist ein aktuelles Stück. Ein wilder Bilderbogen aus dem alten Rom, das so alt gar nicht ist. Irgendwo zwischen Soap und großer Oper kämpfen alle Beteiligten um ihren Platz auf dieser Welt und das dazugehörige kleine Stückchen Glück; wie in jeder Familie. Bloß ist bei den römischen Kaisern halt alles ein bißchen größer, die Liebe ein bißchen euphorischer und die giftigen Bemerkungen ein bißchen tödlicher. Gut für das Theater und ein wunderbarer Anlass, viel zu singen.
Nero Kaiserkind ist auch ein Stück zwischen den musikalischen Stühlen: zwischen Musical und Oper, zwischen U- und E-Musik, zwischen Komödie und Tragödie - genau da also, wo Experimente stattfinden. Im April 1994 testeten Lund und Ramdohr ihre Idee zu einer ,,Art Oper" zwischen Psychologisierung und Historienklamotte in einem Musical special zu mitternächtlicher Stunde im Foyer des Berliner Theater des Westens. Durch den Erfolg ermuntert, arbeiteten Sie die Kurzfassung zu einem abendfüllenden Stück um.
"Herausgekommen ist eine witzige Zeitsatire zwischen überdrehter Historienklamotte und tiefenpsychologischer Schürfarbeit. Sie setzt sich zwischen alle musikalischen Stühle; Musicalpep mischt sich mit großer Opernarie. Hinreißend agil spielen die Darsteller die römische High-Society des 1. Jahrhunderts. Jubel um Nero Kaiserkind an der Neuköllnere Oper." (Volksblatt)
"Turbulenter Trip, bei dem das Lachen oft vergeht." (BZ)
dramatisch