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Kobayashi singt (unter fremden Sternen)
(2004)Daniel Kötter / Helmut Oehring / Torsten Ottersberg (Dt.)
1 soloist (T/Bar), 1 deaf mute soloist, 3 female voices (S,M,A); solo elec.gtr;
0.1.0.bcl.0-2.2.2.0-perc(2)-pft(cel)-vla,2vlc,db;
live electronics
Abbreviations (PDF)
Bote & Bock
Staatsoper / Opera stabile, Hamburg
Sven Holm, Regisseur
Conductor: Vicente Larrañaga
Company: Soishi Kobayashi, Guiseppe Giurrana, Jörg Wilkendorf u.a.
Kommander Kobayashi ist der Titel einer Opern-Saga, die sich, als neues „Format“ auf der Musiktheaterbühne, in mehreren abgeschlossenen Episoden entfaltet. Das Ensemble NOVOFLOT vergibt für jede von ihnen einen eigenen Kompositionsauftrag; drei dieser jeweils ca. 30minüitgen Kurzopern unterschiedlicher ästhetischer Prägung bilden jeweils zusammen eine Staffel der Saga und das Programm für einen Abend. Das Konzept der Saga öffnet damit einen Rahmen, in dem sich unterschiedliche musikdramatische Ansätze artikulieren und gleichzeitig in direkten Bezug zueinander treten.
Im Zentrum des Erzählten steht Kommander Kobayashi, der das Raumschiff La Fenice und eine Handvoll Raumfahrer oder „Hermenauten“ auf einer Suche oder Flucht durch Raum und Zeit führt: Eine Irrfahrt durch das gewaltige Universum, das von innen wie von außen unablässig gegen die Schädelwände brandet, und das verstanden, bestanden oder wenigstens überstanden werden will.
In Helmut Oehrings Kobayashi singt (unter fremden Sternen), einem der drei Teile der ersten Staffel, ist der Kommander gleich mehrfach gegenwärtig, als Bariton, Gebärdendarsteller, in Videoprojektionen und Tonzuspielungen. Denn wie in der Mischung aus poetischer Selbstreflexion und pseudo-dokumentarischem Technik-Kauderwelsch deutlich wird, trifft Kobayashi infolge „genialer“ Programmier- und Navigationsfehler und der Paradoxie des Zeitreisens mit Überlichtgeschwindigkeit am Zielort seiner Reise – sich selber. So führt die Fahrt durchs All zu den zentralen Fragen nach Identität, nach der Wirklichkeit und nach jener Gegenwart, die in den verschiedenen, vorwärts und rückwärts fließenden Zeitströmen unauffindbar, ja undenkbar scheint.
„Ich brauchte immer
Diese zwischenräume
Vom dem einen traum und dem folgenden...“
„Helmut Oehrings Beitrat stellt ein Klang- und Aktionskontinuum her, hier werden weltraumhafte Soundtypen eigentümlich variiert. Zusehends wird dieses Kontinuum aber von Momenten des Absurden, ja blinder Aggressivität durchschossen.“ (Klaus Georg Koch, Berliner Zeitung, 19.01.2005)
„Unverständnis, Gleichzeitigkeit von Sprache, Angst, Komplexität der Wirklichkeit oder dessen, was man dafür hält – Themen des Komponisten Helmut Oehring, gleichzeitig Themen, die die ganze Saga durchziehen, von Oehring schlüssig in der klangflächig und geräuschdurchwürzten Orchesterbehandlung gestaltet.“ (Nina Polaschegg, NZfM 2/2005)
„... bis hin zum meisterhaften Mahlstrom des Oehring’schen ‘Featuredramas’ ... ist es den Kobayashi-Leuten gelungen, aus Klischees von Science Fiction, Oper und verschwafelten Diskursen einen ernsthafen Drei-Stunden-Abend zu gestalten. Und wie das bei guten Serien so ist: Man fiebert einer Fortsetzung entgegen.“ (Olaf Wilhelmer, Opernwelt 3/2005)
dramatisch, heiter, poetisch