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Music Text

Libretto von Paul de Musset und Charles Nuitter nach der Komödie von Alfred de Musset; neue deutsche Fassung von Carsten Golbeck; neue englische Fassung von Richard Duployen (frz., dt., engl.)

Scoring

S/M/T,colS,4T,Bar,BBar,2B; chorus;
2(II=picc).2.2.2-4.2.3.0-timp.perc-strings

Abbreviations (PDF)

Publisher

Bote & Bock

Territory
This work is available from Boosey & Hawkes in der ganzen Welt.

Availability

Uraufführung
18/01/1872
Paris
Company: Opéra-Comique

Roles

DER KÖNIG VON BAYERN Lyrischer Baß
PRINZESSIN Koloratursopran
FANTASIO, Student Lyrischer Tenor / Mezzosopran / Sopran
PRINZ VON MANTUA Lyrischer Bariton
MARINONI, sein Adjutant Tenorbuffo
FLAMEL, Amme der Prinzessin Mezzosopran
Studenten: SPARCK, Baßbariton
FACIO, Tenor
MAX Tenor
und HARTMANN Baß
Hofdamen, Hofherren, Bürger, Studenten
Synopsis

Die Handlung spielt sich zwischen der königlichen Residenz und der Universität mit ihren freiheitlich gesinnten Studenten ab, und zwar in München, allerdings in einem märchenhaften Opern-München der Romantik. Die hübsche und junge Prinzessin, für die gar mancher Student schwärmt, soll einen Fürsten heiraten, den sie nicht kennt. Die frohen Bürger feiern den Vorabend der Begegnung mit Sang und Fackelzug. Die Studenten teilen nicht unbedingt diesen Jubel der Unbekümmerten, und besonders Fantasio bedauert die Prinzessin, die ihre erste Liebe an einen ihr völlig Fremden verschenken soll. Gerne nimmt er die Gelegenheit war, sich als Hofnarr zu verkleiden, um so helfend in ihre Nähe zu kommen, umso mehr, als er jeden Augenblick Gefahr läuft, seiner Schulden wegen von der Polizei aufgegriffen und hinter Schloß und Riegel gesetzt zu werden. Zufällig ist der alte Hofnarr gerade gestorben und wird pathetisch ironisch zu Grabe getragen. Fantasio erklettert im Narrenkostüm die Parkmauer und verschwindet dem Abenteuer und der Prinzessin entgegen ins Dunkel...
Ludwig Berger

Repertoire Note

Das lange und zu Unrecht vernachlässigte Meisterwerk Fantasio ist ein ‚missing link‘ zwischen Offenbachs großer romantischer Oper Les Fées du Rhin und seinem musiktheatralischen Vermächtnis, den Contes d‘Hoffmann. Ein Teil des Partiturautographs befindet sich in London, ein weiterer in New York, und ein weiterer im Archiv eines Zweiges der Familie Offenbach, dessen Türen sich erst vor kurzem geöffnet haben. Bei der Ausgabe des Fantasio folgen wir demselben Prinzip der Vollständigkeit, dem wir auch bei allen vorhergehenden Werkausgaben gefolgt sind, und machen sukzessive alle drei erhaltenen Fassungen zugänglich: die sogenannte "version de Paris", die Fassung der Uraufführung des Werkes am 18.01.1872, in der die Titelpartie von einem Mezzo-Sopran gesungen wird, die sich seit der Veröffentlichung der ersten Gesamtaufnahme durch das englische Label Opera Rara Ende 2014 eines verdienten und wachsenden Erfolges auf der Bühne wie im Konzertsaal erfreut; die Wiener Fassung, die am 21.02.1872 zur Erstaufführung kam, in der Offenbach die Titelpartie für Marie Geistinger in eine Sopran-Partie umarbeitete, und die 1992 bereits Gegenstand einer ersten Rekonstruktion am Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen war, basierend auf den Recherchen der Offenbach-Forscher Robert Pourvoyeur und Peter Hawig; schließlich die Urfassung des Werkes, in der die Titelpartie für Tenor konzipiert ist, denn die Rolle des melancholischen Studenten Fantasio sollte ursprünglich von Victor Capoul verkörpert werden, einem Liebling des Pariser Publikums, der zuvor schon in Offenbachs Vert-Vert brilliert hatte, der allerdings noch während der Fertigstellung des Fantasio Paris gen London verließ, um nach Ende des Deutsch-Französischen Krieges nicht zurückzukehren.

Zwischen den drei Fassungen gibt es nicht nur Varianten, die die Anpassungen an die unterschiedlichen Stimmregister nach sich zogen. Offenbach griff bei den Umarbeitungen auch formal in die Struktur des Werkes ein. So kamen 2016 bei der Berliner Uraufführung der Urfassung, über 140 Jahre nach ihrer Komposition, eine Reihe von Chören, Ensembles und Arien erstmals zu Gehört, echte Juwelen, die Offenbach bereits komponiert hatte, im Prozess der Umarbeitungen aber durch alternative Nummern ersetzte oder aus bühnenpraktischen Gründen strich.

Die Erstfassung von Offenbachs Fantasio stellt keine Fassung letzter Hand dar, da Offenbach sie zugunsten der Mezzo-Sopran- und Sopran-Versionen zu Lebzeiten selber nicht auf die Bühne brachte. Dennoch lässt sie uns den ganz unterschiedlichen Charakter dieses Meisterwerks erleben, so wie es ursprünglich konzipiert worden war, bevor ihm eine Laune der Geschichte zu einer gänzlich anderen Farbe verhelfen sollte.
Jean-Christophe Keck

Press Quotes

„Dieses Revival offenbart ein Werk voll nuancierter Stimmungsumschwünge. Offenbachs Unbehagen, als populärer Spaßmacher abgestempelt zu sein, durchdringt die von feiner Melancholie charakterisierte Partitur. Sarah Connolly gab den Träumer Fantasio mit Understatement.“ (Tim Ashley, The Guardian, 16.12.2013)

Fantasio ist die Geschichte eines Dandys mit scharfer Zunge und weichem Herz, der sein Leben hingäbe ‚für ein wenig Liebe‘ und dabei so weit geht, halb zum Trotz, halb zum Spiel in die Haut des verstorbenen königlichen Hofnarren zu schlüpfen. Und der damit am Ende die Prinzessin Elsbeth vor einer Zwangsheirat bewahrt, die den Frieden zwischen den Königtümern Bayern und Mantua sichern soll. Über dem scheinbar sentimentalem Grund liefert das politische Maskenspiel dieser mitten im Krieg von 1870 komponierten Oper in fine ein erstaunliches Pazifismus-Manifest. Indem die Autokratie (ein hilfloser alter König und ein erschreckend anmaßender Thronprätendent) der Lächerlichkeit preisgegeben werden, verkündet Offenbach nicht weniger als die Befreiung der Völker vom Kriegführen, sobald nur die ‚Entscheider‘ ihr eigenes Leben zu riskieren hätten.“ (Marie-Aude Roux, Le Monde, 17.02.2017)

Moods

heiter, poetisch, romantisch

Subjects
Recommended Recording
cd_cover

Sarah Connolly / Russell Braun / Robert Murray / Brenda Rae / Victoria Simmonds / Neal Davies / Brindley Sherratt / Aled Hall / Gavan Ring / Orchestra of the Age of Enlightenment / Opera Rara Chorus / Sir Mark Elder
Opera Rara ORC51

Links

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