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Music Text

Libretto von Hans-Ulrich Treichel frei nach "Oceane von Parceval" von Theodor Fontane (dt.)

Scoring

S,colS,M/A,T,2Bar,B; mixed chorus;
3(III=picc).2.corA.3(III=bcl).3(III=dbn)-4.3.3.1-timp.perc(3):crot/t.bells/gong/5wdbl/5tpl.bl/5tom-t/cyms/susp.cym/Chin.cym/sizzle cym/anvil/tgl/plate bell/lg tam-t(with cym); chimes/whip/SD/BD; wind machine-2harp-cel-strings; on-stage: Ebcl-cnt.saxhorn-pft-vln.db; 2bells

Abbreviations (PDF)

Publisher

Bote & Bock

Territory
This work is available from Boosey & Hawkes in der ganzen Welt.

Availability

Uraufführung
28/04/2019
Deutsche Oper, Berlin
Robert Carsen, Regisseur
Conductor: Donald Runnicles
Company: Deutsche Oper Berlin

Roles

Oceane von Parceval, eine junge Frau Sopran
Martin von Dircksen, Forstwirtschaftler und Gutsbesitzer Tenor
Dr. Albert Felgentreu, sein Freund, Privatdozent Bariton
Kristina, Gesellschafterin von Oceane Koloratursopran
Pastor Baltzer Bass
Madame Louise, Hotelbesitzerin Mezzo / Alt
Hausdiener Georg, genannt Schorsch Bariton
Gäste des Hotels und des Dorfes, Die Stimme des Meeres Chor
Synopsis

In einem Seebad um 1880 lässt die Hotelbetreiberin Madame Louise den jährlichen Sommerball vorbereiten. Ihr Diener Georg beklagt, wie sehr das Hotel heruntergekommen ist – ein Kredit täte not. Die Fereingäste bewundern die Festdekoration und das Büffet, das Madame Louise mit ihrem Faible für alles Französische wie immer aufs Köstlichste anrichtet. Alle Anwesenden, darunter auch der junge Gutsbesitzer Martin von Dircksen und der ältere Pastor Baltzer, warten außerdem voller Spannung auf das Erscheinen eines weiteren Gastes: Oceane von Parceval, eine junge Frau von unbestimmter Herkunft, aber mit offenbar großem Vermögen. Ihre lebenslustig-bodenständige Gesellschafterin Kristina hat, kaum dass der Ball beginnt, bereits erfolgreich einen Flirt mit Martins Freund angefangen, dem preußisch-redseligen Privatgelehrten Albert Felgentreu. Als Oceane erscheint, erregt ihre schöne, fremdartige Erscheinung sofort Bewunderung, aber auch Misstrauen. Martin ist überaus fasziniert und bittet um einen Tanz. Oceane lehnt zunächst ab, fühlt sich fremd in der Gesellschaft. Martins offene Art bewegt sie schließlich zum Einverständnis, doch beim folgenden Tanz entfernt sich Oceane von Martin und steigert sich in Ekstase. Die entsetzte Gesellschaft, allen voran Pastor Balzer, wendet sich gegen sie; das Fest endet in einem Tumult, bei dem sich Martin schützend vor Oceane stellt. Diese flieht vor der hasserfüllten Menge. Am nächtlichen Strand findet Martin Oceane und erklärt ihr seine Liebe. Er versucht, sie zu küssen. Sie will und will doch nicht. Er bedrängt sie, vergisst sich, wird handgreiflich. Oceane wehrt ihn ab. Verzweifelt, weil sie lieben möchte, es aber nicht kann, schreit sie ihre Gefühle in den Sturmwind hinaus.

Am kommenden Morgen ist der Herbst eingekehrt, und am Stand findet man einen jungen Fischer tot angespült. Die Hotelgäste sind abermals befremdet von Oceane, die sich angesichts des Ertrunkenen völlig gefühllos zeigt. Nach einer kurzen Andacht Baltzers wird der Leichnam fortgetragen. Trotz des Vorfalls bewegt Kristina Felgentreu, Martin sowie Oceane, wie geplant ein Picknick abzuhalten. Oceane zeigt seltsame Verhaltensweisen, sie trinkt sehr viel Wasser und will nackt baden gehen. Kristina und Felgentreu vergnügen sich in den Dünen. Auch Oceane scheint nun Zuneigung für Martin zu zeigen. Kurz vor dem Kuss erscheint überraschend Baltzer. Er hebt sein Kruzifix gegen die Sünder und eilt empört wieder fort. Oceane bekennt, sie kenne weder Träne noch Gebet, noch Liebe. Martin erklärt, ihre Sehnsucht danach genüge. Oceane küsst ihn heftig. Martin erwidert leidenschaftlich ihre Umarmung, ihre plötzlich wiederkehrende Passivität nicht bemerkend. Zurück im Hotel, verkünden beide jungen Paare ihre Verlobung. Oceane allerdings bleibt fortan stumm und teilnahmslos. Der Abscheu der Hotelgäste gegen die Fremde steigert sich bedrohlich. Die Fähre läutet zur Abreise. Madame Louise bittet Oceane noch verzweifelt um einen Kredit – vergeblich. Allein zurückgeblieben, erkennt Oceane, dass ihr Versuch, in die Gesellschaft aufgenommen zu werden, gescheitert ist. Sie geht ins Meer und verschwindet. Martin erhält ihren Abschiedsbrief: "Ich gehe nun fort. Zurück in das Reich der Kühle, daraus ich geboren war. Auch dort die Deine. Oceane."

Repertoire Note

Die Figur der "fremden Frau vom Meer", die vergeblich versucht, ihren Platz in der menschlichen Gesellschaft zu finden, hat das gesamte 19. Jahrhundert über Schriftsteller, Komponisten und Bildende Künstler inspiriert. Auch Theodor Fontane beschäftigte dieses Thema: Das 1882 entstandene Novellenfragment Oceane von Parceval ist nur einer seiner Versuche, in der Gestalt der Melusine die Mischung aus den Gefühlen von Bedrohung und Faszination zu fassen, der sich eine männlich dominierte bürgerliche Gesellschaft angesichts der Verbindung von Weiblichkeit mit archaischer, erotisch freizügiger Natürlichkeit gegenübersah. Bei Fontane wird die Fremdheit Oceanes noch zusätzlich durch ihr Unvermögen akzentuiert, angesichts menschlicher Schicksale Mitleid zu empfinden. Dem Tod und der Liebe steht sie gleichmütig gegenüber und auch ihr Versuch, eine Beziehung mit dem jungen Gutsbesitzer Martin von Dircksen einzugehen, ist so zum Scheitern verurteilt. Für das Fontane-Jahr 2019 haben Detlev Glanert und Hans-Ulrich Treichel nun eine Oper auf der Grundlage dieses Fragments geschrieben und setzen damit ihre 2006 mit Caligula begonnene erfolgreiche Zusammenarbeit fort.
Deutsche Oper Berlin, 2018

Press Quotes

„Großartig, wie Glanert seinen Stoff im Griff hat, fulminant, wie Hans-Ulrich Treichel den Text verdichtet. (…) diese Musiksprache (….) erreicht ihre Zuhörer, ist jederzeit theaterwirksam, unterhaltsam, abwechslungsreich, emotional und effektvoll (...) Endlich einmal wieder eine Uraufführung, die sicherlich bald nachgespielt wird.“
Peter Jungblut, Bayerischer Rundfunk / kulturWelt, 29.04.2019

„Detlev Glanert zeigt in seiner elften Oper erneut, welch selbstbewusster Traditionalist er ist. Seine von Donald Runnicles am Pult mit bedingungslosem Engagement umgesetzte Musik ist Stimmungszauberei, effektvoll, ohne banal zu werden, präzise und auf den Punkt komponiert, nichts hängt durch (...) eine der gelungensten neuen Opern der letzten Zeit“
Udo Badelt, Der Tagesspiegel, 30.04.2019

„Wer von Detlev Glanert frühere Opern kennt, etwa Caligula oder Joseph Süß, der dürfte mit hohen Erwartungen an diese Berliner Uraufführung herangegangen sein. Und wurde gewiss nicht enttäuscht. Vielleicht ist Oceane sogar nochmals eine Steigerung zu den vorangegangenen Opern, denn sie ist kompositorisch von außerordentlicher Dichte und schlägt das Publikum vom ersten bis zum letzten Ton in ihren Bann.“
J. Gahre, Das Opernglas 6/2019

„Die ganze Aufführung, vor allem jedoch Glanerts Musik transportiert bei aller Dunkelheit etwas zutiefst Menschliches. (…) eine hochästhetische Meditation mit durchaus leichten, witzigen Momenten (...) Wer mag, kann in Oceane übrigens auch eine heutige Figur sehen – Stichwort: Borderline.“
Jörn Florian Fuchs, www.die-deutsche-buehne.de, 29.04.2019

„Detlev Glanerts Oceane ist ein geschicktes und kluges Stück, eine sanfte Hommage an eine literarische Koryphäe und eine Reflexion über die Rolle des Außenseiters.“
Shirley Apthorpe, Financial Times, 30.04.2019

Moods

poetisch, tragisch

Subjects
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cd_cover

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Oehms Classics OC 985

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