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Schoenberg in Hollywood
(2018)Libretto von Simon Robson (engl.)
B.S.T-1(=picc).0.2(2=bcl).0-1.1.1(=btbn).1-perc(1)-keyboard(2)-strings
Tech Requirements
This work requires amplification, multichannel audio system, high-quality video projection and live video feed.
Abbreviations (PDF)
Boosey & Hawkes (Hendon Music)
Emerson Paramount Center, Boston, MA
Karole Armitage, Regisseur
Conductor: David Angus
Company: Boston Lyric Opera
Arnold Schoenberg | Bariton |
Frau (in diversen Rollen) | Sopran |
Mann (in diversen Rollen) | Tenor |
Los Angeles, Kalifornien – 1935
„Wir sind Amerika. Wir sind die Neue Welt. Nun sind Sie in Sicherheit.“
Mit diesen Worten beruhigen zwei junge hoffnungsvolle amerikanische Musikstudenten ihren Lehrer. Wir befinden uns im Jahr 1935. Arnold Schoenberg ist dem Grauen Nazi-Deutschlands entflohen. Der große Neuerer und selbsternannte Vorreiter der deutschen Musik lebt nun als Flüchtling unter den Palmen Kaliforniens, spielt Tennis und unterrichtet Komposition am UCLA. „Früher“, sinniert er, „war ich die Zukunft. Jetzt ... herrscht Vernichtung.“ Wie wird der Künstler im Exil weitermachen?
Schoenberg ist einer Einladung des als Wunderkind bezeichneten MGM-Produzenten Irving Thalberg gefolgt, da er hofft, künftig Musik für die aufstrebende Filmindustrie schreiben zu können. „Erschließen Sie sich ein neues Publikum, finden Sie neue Freunde“, rät Thalberg ihm. Dieser junge Mephisto bietet dem Begründer der Neuen Wiener Schule das Massenpublikum, das ihm bisher verwehrt war. „Wir können jedermanns Geschichte erzählen“, verkündet der glamouröse, ambitionierte Wortführer der neuen, universellen Filmkunst.
Beunruhigt, doch zugleich verlockt, kehrt Schoenberg zu seinen Studenten zurück. „Ich könnte eine Million Menschen erreichen. Und doch... wer bin ich?“
Bevor er einen Blick nach vorn wagt, muss er zunächst zurückblicken. Unfähig, dem Gedankenexperiment zu widerstehen, gibt er sich seiner angeborenen musikalischen Verspieltheit hin: „Was wäre, wenn?“, fragt er sich. Wie sähe seine Lebensgeschichte in der neuen Sprache der Musik und des Films aus? „Spielen Sie!“, fordert er seine Studenten auf.
„Mit Ihnen zusammen“, entgegnen sie ihm.
Mit Hilfe seiner ihm ergebenen Studenten begibt er sich auf eine imaginäre Odyssee durch die eigene Vergangenheit.
Die Kindheit zeigt sich als Stummfilm, bis mit den monatlichen Zeitschriften, mit denen er autodidaktisch lernt, die Musik einsetzt. Einen ersten tastenden Schwerpunkt bilden die Freundschaft und musikalischen Entdeckungen mit dem jungen Komponisten Zemlinsky; dann erscheint auf einer Silberleinwand im Mondlicht die Fantasie der Liebe zu Zemlinskys Schwester Mathilde und des Werbens um sie.
Nach Heirat und Untreue stürzt Schoenberg sich in den Film noir der Eifersucht, als Privatdetektiv auf den Spuren des eigenen Unglücks.
Als er seine musikalische Individualität gefunden hat, wird er von den Kritikern zerfleischt und von den Kollegen gepriesen; er trotzt ihnen mit dem Elan des Musikfilms und tanzt durch den Schmerz.
Die Liebe leidet: „Ich habe alles auf das Wesentliche beschränkt“, sagt er von seiner Musik. „Du hast mich auf das Nichts beschränkt“, entgegnet die langmütige Mathilde. Als sie im Sterben liegt, fleht er sie an: „Lass mich nicht mit Arnold Schoenberg allein!“ Mit ihrem Tod versinkt die Welt im Ersten Weltkrieg.
Nach der Zerstörung Europas beginnt Schoenberg von Neuem, bewaffnet mit einer neuen Entdeckung: „Zwölf Töne, nur zueinander in Beziehung gesetzt.“ In seiner Fantasie spielt sich jedoch eine neue, entsetzliche Farce ab: Durch die verzerrte Linse der Marx Brothers und des Zeichentrickfilms wird er Zeuge, wie die Gräuel des europäischen Antisemitismus die Oberhand gewinnen.
Glücklich mit seiner zweiten Ehefrau Gertrud, was seine eigenen Filmaufnahmen dokumentieren, flieht er nach Paris und konvertiert dort wieder zum Judentum, bevor er, mit zwei Western-Revolvern bewaffnet – „eine Kugel für jeden Ton“ –, als Cowboy Zuflucht im südlichen Kalifornien sucht. Schließlich holt die Vergangenheit die Gegenwart ein. Schoenberg in Hollywood. Schoenberg als Superheld.
Wie wird er nach seinem Rückblick weitermachen? Wie wird er auf Thalbergs provokantes Angebot reagieren?
Nach dem Bruch mit allen Konventionen steht er letzten Endes „allein mit Arnold Schoenberg“ da, antwortet aber nun mit einer Vision, die sämtliche Paradoxien seines Lebens und Werks in sich vereint. Er sagt Dank – frei, furchtlos und voller Tatendrang.
(Inhaltsangabe des Librettisten Simon Robson)