3(III=picc,afl).2.corA.2.bcl.3(III=dbn)-4.3.3.1-timp.perc(4):6susp.cym/4bongos/4tom-t/3tam-t/vib/marimba/7gongs-harp-pft-strings
Abbreviations (PDF)
Bote & Bock
Die innere Verwandtschaft der Reihentechnik, soweit sie mit thematisch-motivischen Gestaltungen arbeitet, zur Fugenkomposition, ist oft gesehen worden.
Meine in der Fuga fiammata verwirklichten Vorstellungen zielen - außerhalb dieser
Technik – auf neue Möglichkeiten architektonisch bestimmter Entwicklungen, getragen von einer gleichsam changierenden Klangpolyphonie.
So weist der Titel auf Offenheit in Spannung zum historisch Gewachsenen.
Wie ein verborgener, nur in Momenten hervortretender Topos durchzieht das Werk eine Intervallkonstellation, die J. S. Bach im Schlußsatz seiner e-moll Partita thematisiert hat.
Dieser scheinbar knappe Tonbestand erweiterte sich für mich im kompositorischen Prozess zu Möglichkeiten reichster Motivbildungen.
Die analytische Auflichtung dieser Momente würde allerdings nur punktuell die bestimmende kompositorische Idee berühren. Letztlich tendiert jede Fuge durch das spezifische Wechselspiel zwischen locker und fest gefügten Teilen zu einer Gesamtform, in der die thematische Substanz im Verdichtungsprozess mehr und mehr zurücktritt.
Für die Fuga fiammata ist die Vorstellung bestimmend, schon verdichtete Klangabschnitte in ihrer scheinbaren Geschlossenheit durch Möglichkeiten der Versetzung, Schichtung oder Variation weiterzutreiben, um – wie oben angedeutet – neue Perspektiven von klanglicher Architektur zu gestalten. Dies bedeutet die Verwirklichung eines Zeitprozesses in den wechselnden Momenten von Rückblende, fast statischer Verankerung und sich steigernder Metamorphose. –
Wenn Anton Webern in der Analyse seines Streichquartetts, op. 28 selbst den Fugenbegriff einführt, zielt dies auf die erregende Möglichkeit, geschichtlich gewachsene Formideen in gegenwärtiges kompositorisches Denken einzuschmelzen und durch die gewonnene neue Beleuchtung radikal zu verwandeln. In diesem Sinne wünsche ich mir auch die Fuga fiammata aufgefasst.
Das dem Werk vorangestellte Motto O ewiges Feuer, Ursprung der Liebe (Worte aus der Bach-Kantate 34) wurden mir zum atmosphärischen Impuls der Komposition, die sich in ihrer Passionato-Bewegung seinem Klang gewordenen Namen verpflichtet weiß.
„Das Gute an den Werken des Berliner Komponisten ist ja, daß sie neben der intellektuellen stets auch eine unmittelbar ansprechende sinnliche Seite haben. An Rohseide erinnert das Klangbild in diesem Fall, mit seiner eleganten Webart und den schillernden Farbschattierungen. Im sanften Wind der Bläser bauscht sich das edle Tuch, für Momente blitzt im Orchester etwas Gleißendes auf, wie bengalisches Feuer. Dann strebt die Musik immer stärker nach innen, bis sie sich zum anschwellenden Schluß ganz in sich selbst verdreht hat."(Frederik Hanssen, Der Tagesspiegel, 26.03.2003)