Habil-Sayagi (In the Style of Habil)
(1979)Sikorski
„Habil-sajahy“ ist eine einsätzige Komposition, inspiriert von der Kunst des nunmehr über 70-jährigen berühmten und in Aserbaidschan hoch verehrten Interpreten und Virtuosen auf der Kemantscha – Habil Alijew. Das Stück entfaltet sich in mehreren Etappen, in deren klanglicher Entwicklung die Traditionen der Mugam-Kunst Aser-baidschans (der professionellen Musik mündlicher Überlieferung) eine wesentliche Rolle spielen. Die scheinbar freie, improvisatorische Form hat ihren Ursprung in der beim Mugam-Vortrag üblichen Abfolge erzählender Abschnitte (Rhapsodie, Rezitativ) und Tanzeinlagen. Das Melodie-Modell, welches der Komposition in weiten Teilen zugrunde liegt, basiert auf dem 4. Hauptmodus ‚Tschargjach‘, dem in der Mugam-Tradition ein leidenschaftlich-erregter Stimmungsgehalt innewohnt. Mit verschiede-nen Mitteln der Klangerzeugung werden in ‚Habil-sajahy‘ bei den europäischen Instrumenten Violoncello und Klavier die Klangfarben der Nationalinstrumente imitiert: Das Cello übernimmt den Part der ‚Kemantscha‘ (Stachelfidel), das Klavier klingt mal wie die Langhalslaute ‚Tar‘ oder die Kurzhalslaute ‚‘du‘ (durch Zupfen der Saiten mit und ohne Plektron), mal wie der „Däf“, eine Art Schellentrommel (durch tremolo und Streichen über die Saiten mit einem Gummistäbchen) oder wie das kleine, tönerne Paukenpaar ‚Gosch-nagara‘ (durch Klopfen auf den Flügeldeckel). (Ulrike Patow)