Sikorski
„Meine 2. Violinsonate 'Quasi una sonata' entstand ist Mark Lubotski und Ljuba Jedlina gewidmet und wurde von Beiden im Februar 1968 in Kasanj uraufgeführt. Das Stück war sehr wichtig für meine Entwicklung, weil ich zum ersten Mal die polystilistische Schreibweise ausprobierte, die dann später in vielen meiner Werke vorkommt. (1. und 3. Sinfonie, Concerto grosso, 3. Violinkonzert, Klavierquintett etc.). Polystilistik ist für mich eine bewusste Ausspielung der Stilunterschiede, was einen neuen musikalischen Raum ergibt und wieder eine dynamische Formgestaltung ermöglicht (die durch die Überholung des tonalen Denkens im Laufe der Avantgarde-Entwicklung unmöglich geworden war) - Polystilistische Elemente gab es schon immer als Keime in jeder Musik, bewusste Polystilistik wurde von Mahler, Ives, Berg, Strawinsky, Schostakowitsch angewandt, sowie auch später von B.A. Zimmermann und Henri Pousseur (letzterer formulierte auch die theoretischen Grundlagen der Polystilistik - ohne dieses Wort zu gebrauchen - während der an 'Votre Faust', ihm verdanke ich den entscheidenden Anstoß zu dieser Methode). Es war auch in 'Quasi una Sonata' gleichzeitig eine Infragestellung der Sonatenform - sie wird aufgebaut, indem sie gleichzeitig zusammenfällt, es ist ein Bericht über die Unmöglichkeit der Sonate in Form einer Sonate (später schrieb ich auch eine ähnliche Un-Sinfonie). Dann gibt es auch keine Tempoangaben für die drei ineinander übergehenden Sätze (Sonatenform, Adagio, Fuga).“ (Alfred Schnittke)