4.4.4.0-6.4.3.0-timp.perc(3):t.bells/vib-harp-cel-strings
Abbreviations (PDF)
Sikorski
Das Instrumentalkonzert nimmt im Schaffen Edison Denissows (*1929) eine besondere Rolle ein. Seit Beginn der 70er Jahre schrieb der Komponist für Solisten wie Aurèle Nicolet, Heinz Holliger und Gidon Kremer, wobei sich nicht nur in bezug auf die Konzertgattung eine besondere Vorliebe für Holzblasinstrumente bei Denissow feststellen lässt. 1989 entstand dann auch ein Klarinettenkonzert für Eduard Brunner, der bereits 1987 Denissows Klarinettenquintett zur Uraufführung gebracht hatte. Das Werk wurde vom Schleswig-Holstein Musik Festival in Auftrag gegeben.
Aufbau, Orchesterbehandlung und Klangsprache stehen mustergültig für das kompositorische Anliegen Denissows. Die formale Gestaltung orientiert sich nicht an konventionellen Begriffen, sie ordnet sich dem Strom melodischer Bewegungen und kleinintervallischer Spielfiguren unter. Sowohl für den lebhaften ersten als auch für den expressiven langsamen zweiten Satz des Klarinettenkonzerts ist eine helle, durchsichtige Klangfarbe charakteristisch, ohne dass aber auf kulminierende, klangdichte Passagen verzichtet wird. Die Leichtigkeit und Schwerelosigkeit dieser klanglichen Gestaltung wird durch eine extreme dynamische Zurückhaltung (es dominieren zwei- bis dreifache Piani) und durch die Instrumentierung erreicht. In dem relativ umfangreichen Bläserapparat fehlen bis auf wenige Ausnahmen die tiefen Register. Die dominierende Rolle des Soloinstruments einerseits und seine Subordination in kammermusikalischen Verflechtungen des differenziert behandelten Orchesters anderseits führen Denissow zu einer neuen kompositorischen Sichtweise der Konzertgattung.
(Helmut Peters)