SATB choir*; 0.0.3.0-3.0.0.0-harp-strings(0.0.9.6.4, or 0.0.6.6.4);
(*Each voice type is divided into up to three parts, so it is recommended to use at least 9 voices per voice type, with a minimum choir strength of 36 voices
Abbreviations (PDF)
Bote & Bock
Zum ersten Mal hörte ich die Thomaner 2009 in Melbourne mit Bachs Johannes-Passion und ich war von der Schönheit und Homogenität ihres Klangs absolut fasziniert. Es gibt weltweit nicht allzu viele kulturelle Institutionen, die ein 800-jähriges Bestehen aufweisen können. Der Kompositionsauftrag als Teil dieser Geschichte und Kontinuität ist wirklich eine große Ehre.
Trotzdem bringt die Herausforderung, dass ich gebeten wurde, ein Weihnachtswerk zu schreiben, ganz bestimmte Erwartungen – sowohl soziale wie musikalische – mit sich. Es war eine sehr interessante kompositorische Aufgabe, den richtigen "Ton" für solch ein Stück zu solch einem signifikanten Anlass zu finden und dabei gleichzeitig meinem eigenen Kompositionsstil treu zu bleiben. Ich wollte ein Stück komponieren, das weder zu freudlos noch zu frivol für ein Weihnachtsfest ist.
Deshalb war das Finden des richtigen Textes die erste interessante Herausforderung. Ich wollte einen neuen, extra dafür geschriebenen Text verwenden. Daraus ergaben sich mehrere Gespräche mit verschiedenen Autoren, und schließlich traf ich im Juni 2011 den Melbourner Lyriker Graeme William Ellis und besprach das Projekt mit ihm. Dies war mein großer Glückstreffer; Graemes poetischer Stil bringt wichtige Aspekte der Weihnachtsgeschichte in einer wunderschönen und doch klaren Sprache zum Ausdruck und diese ist mit meiner Musik im Einklang.
Wir wollten etwas von der Dramatik und der Finsternis einfangen, aus denen die Weihnachtsgeschichte und das Wunder der Geburt Christi erwachsen. Graeme wies mich auf die Prophezeiung des Sterns im Alten Testament hin, den ersten Hinweis in der Bibel auf die spätere Geburt Christi ("Es wird ein Stern aus Jakob aufgehen", 4. Mose, 24:17). Von diesem Ausgangspunkt aus verwendet unser Werk dann die Geschichte der Heiligen Drei Könige sowohl als Mittel als auch als Metapher für diese Reise aus der Finsternis ins Licht.
Die Orchestrierung ist mit ihren mehrfach besetzten Gruppen von drei "Königen" (drei Klarinetten, drei Hörner, drei Violen, drei Celli, zwei Bässe und Harfe) von verschleierten Farben geprägt, dagegen treten dann die Chorstimmen hervor und sorgen für das Licht des Werks. Ich erinnere mich daran, dass ich von dem außergewöhnlichen Wechselspiel der Konsonanten als Textkomponente fasziniert war, als ich den Chor das erste Mal hörte – dies hatte ich so deutlich artikuliert noch nie zuvor von einem Chor gehört. Ich glaube, dass diese Erfahrung bei meiner tonlichen Umsetzung der Textvorlage von Graeme eine Rolle spielte.
Natürlich kann wahrscheinlich niemand die Komposition eines Werks für diese außergewöhnliche Musikinstitution erwägen, ohne dabei Johann Sebastian Bach und sein Vermächtnis in Betracht zu ziehen. Gefahr besteht dann, wenn sein Schatten zu dominant hinter der eigenen Schulter aufragt; und das eigene Werk an Bachs Schaffen zu messen, ist im Grunde ein Ansinnen, mit dem man sich lächerlich macht. So haben wir zwar die Form, den Umfang und die Aufführungsgeschichte der verschiedenen Kantaten des Weihnachts-Oratoriums zur Inspiration und als Orientierungshilfe untersucht, aber letztendlich haben wir unser Werk nach unseren eigenen Vorstellungen gestaltet und dabei die vorliegende viersätzige Form angewendet.
Die Uraufführungen am 22. und 25. Dezember 2012 gehören zu den schönsten, die ich als Komponist und Graeme Ellis als Librettist je erleben durften; wir empfanden sie als sehr erfüllend. Nicht nur die Aufführung selbst, die durch das gemeinsame Können der Thomaner, der Gewandhausmusiker und Georg Christoph Billers ganz lebendig wurde, sondern auch die Art und Weise, wie unser Werk in die begleitende Predigt einbezogen wurde, sorgten für ein unvergessliches Ereignis, in dem die Zweckdienlichkeit eines Kompositionsauftrages für ein neues Musikstück sinnfälliger erschien, als es oft der Fall ist.
© Brett Dean
Thomanerchor Leipzig / Gewandhausorchester Leipzig / Georg Christoph Biller
Kamprad / Bach-Archiv Leipzig