2pft[=2elec.pft(synth)].-perc(4):pft/2vib(bowed)/3marimba/tam-t/click sticks/2BD/crot (+ amplification)
This work requires additional technological components and/or amplification.
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Boosey & Hawkes (Hendon Music)
Sextet war ein Gemeinschaftsauftrag von Laura Dean Dancers and Musicians und der französischen Regierung für das Nexus Percussion Ensemble. Die Uraufführung fand am 19. Dezember 1984 unter dem Titel Music for Percussion and Keyboards im Centre Pompidou in Paris statt. Für die Aufführung hatte sich das Nexus Percussion Ensemble mit mehreren Gastpianisten am Keyboard zusammengetan. Den letzten Satz habe ich dann im Januar 1985 überarbeitet und den Werktitel in Sextet geändert. Die amerikanische Erstaufführung fand im Rahmen von Laura Deans Impact am 31. Oktober 1985 beim Brooklyn Academy of Music’s New Wave Festival mit dem Ensemble Laura Dean Dancers and Musicians statt. Die amerikanische Erstaufführung in konzertanter Version erfolgte durch Steve Reich and Musicians am 20. Januar 1986 als Teil der "Great Performers"-Reihe in der Avery Fisher Hall. Sextet ist ca. 28 Minuten lang.
Das Werk hat fünf Sätze, die ohne Unterbrechung nacheinander erklingen und durch die Brückenform A-B-C-B-A miteinander in Beziehung stehen. Die äußeren Sätze sind schnell, der zweite und vierte Satz haben ein moderates Tempo, und der mittlere Satz ist langsam. Tempowechsel ereignen sich schlagartig zu Beginn eines neuen Satzes, wo die metrische Modulation zu schnelleren bzw. langsameren Tempi führt. Die Sätze sind zudem harmonisch strukturiert: Im ersten und fünften Satz kommt der Quintenzirkel zum Einsatz, eine andere harmonische Fortschreitung verbindet den zweiten und den vierten Satz und der mittlere Satz verwendet ein wiederum anderes harmonisches Modell. Die eingesetzten Akkorde haben größtenteils eine Dominantfunktion, zusätzliche Töne schaffen jedoch eine etwas dunklere, chromatische und variierte harmonische Sprache, die bereits in The Desert Music (1984) anklang.
Auf Instrumenten der Schlagzeugfamilie kann man üblicherweise nur sehr kurz anhaltende Klänge produzieren. Mein Interesse bei diesem Stück galt vor allem der Überwindung dieser Limitationen. Das mit dem Bogen gestrichene Vibraphon, im zweiten Satz nicht nur ein kurzweiliger Nebeneffekt sondern eine fundamentale Stimme, war eine Möglichkeit, lange, kontinuierlich laute Klänge zu erzeugen, die mit dem Klavier nicht realisiert werden können. Die Stabspiele (Marimba, Vibraphon, etc.) sind grundsätzlich Instrumente mit hohem und mittlerem Register ohne Möglichkeiten der Klangerzeugung in der Basslage. Zum Ausgleich dieses Defizits unterstützt die große Trommel das Klavier oder den Synthesizer in den unteren Oktaven, insbesondere im zweiten, dritten und vierten Satz.
Die in Sextet verwendeten Kompositionstechniken lassen sich teilweise schon in so frühen Werken wie Drumming (1971) wiederfinden. Eine Methode, nämlich das Ersetzen eines Schlags durch eine Pause, um so einen Kanon zwischen zwei oder mehr Instrumenten zu erzeugen, die dasselbe rhythmische Pattern wiederholen, habe ich ausgiebig im ersten und letzten Satz verwendet. Die plötzliche Verschiebung einer rhythmischen Position (oder Phase) in einer Stimme, die Teil eines sich immer wiederholenden kontrapunktischen Gespanns ist, trat zuerst in meinem Werk Six Pianos (1973) auf. Doppelkanons, bei denen sich eine Stimme langsam bewegt (die mit dem Bogen gestrichenen Vibraphone) und die andere schneller (die Klaviere), habe ich zuerst in meinem Werk Octet (1979) verwendet. Kompositionstechniken, die durch afrikanische Musik geprägt wurden, zum Beispiel die Doppelinterpretation von Takten mit zwölf Schlägen als drei Vierertakte und vier Dreiertakte, finden sich im dritten und fünften Satz. Ein solch rhythmisch doppeldeutiges Pattern erklingt im dritten Satz in den Vibraphonen – allerdings in einem viel schnelleren Tempo. Der erhoffte Effekt ist die veränderte Wahrnehmung einer Folge, die sich tatsächlich gar nicht verändert. Eine ähnliche, später entwickelte Technik, die am Ende des vierten Satzes zum Einsatz kommt, ist das sukzessive Ausblenden der Melodie in den Synthesizern, wodurch der melodische Fokus auf die bis dato begleitenden zwei Vibraphone verlegt wird. Zuvor wird die Klavierbegleitung des zweiten Satzes im vierten Satz in die Melodiestimme der Synthesizer verwandelt. Die Ambiguität besteht hier in der Frage, welche Stimme Begleitung und welche Melodie ist. In einer Musik, die größtenteils aus Wiederholungen besteht, sind es meiner Meinung nach eben diese Zweideutigkeiten, die der Musik Leben und Vitalität verleihen.
Steve Reich (Übersetzung: Elisabeth Hufnagel)
Nexus
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