fl.ob.cl.bn-hn
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Bote & Bock
Die Entscheidung, das gesamte Bläserquintett zu nutzen ging einher mit jener, es nie als solches zu benutzen, bis auf Teil 17 der insgesamt aus 19 Abschnitten bestehenden Komposition. Er dauert 9 Sekunden und gehört damit zu den kürzesten. In diesen 19 unmittelbar aufeinanderfolgenden Teilen wechseln stets Duo’s (Instrument und Stimme - 5), rein instrumentale Quartette (5) und Abschnitte, die mit Stimme und einem Trio (6) besetzt sind. Ausnahmen bilden ein instrumentales Duo mit Stimme und der die gesamte Formation beanspruchende Schlussteil. Diese so formal anmutende Struktur des Stückes ging hervor aus der inhaltlichen Auseinandersetzung mit den Texten der beiden mir befreundeten Autoren. Auszüge aus Garnier’s Alterswerk l’autre temps, das schlicht die Frage nach den "ins nirgendwo führenden durcheilten Lebenswegen" stellt und Draesner’s du aus dem berührenden Zyklus bläuliche sphinx, der voller Zerrissenheit und Liebe vom ungelebten Leben spricht: "wolltest die welt nicht sehen ihren leid ihren schmerzens", werden miteinander konfrontiert. Gleiche Bilder tauchen auf: Amsel, Schnee, Erde, Mond, die fliessende Zeit. So verzahnen sich die Texte, betrachten den Tod von entgegengesetzten Seiten. Auch die Musik sieht die Texte zweimal verschieden, spiegelt sich sozusagen mit den Worten nach dem zentralen längsten Abschnitt 6, d.h. Garniers Gedichte werden später wie der Anfang von Draesner’s Text behandelt und umgekehrt.
Annette Schlünz, 25.2.2004
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