Bote & Bock
Der Titel Scan hat hinsichtlich dieser Komposition für Flöte solo zweifache Bedeutung: Zum einen geht er auf den Wortursprung im Sinne des "Skandierens (von Versen)" zurück, zum anderen wird er in Entsprechung zur Computerterminologie für die Tätigkeit des "Prüfens" oder "Rasterns" verwendet. Der erstere Wortinhalt bezieht sich vornehmlich auf die Einleitung des Stückes, an deren Anfang die Flöte eine markante Tonfigur vorträgt, gleichsam "skandiert" und in deren Verlauf diese Tonfigur nur geringfügig verändert, aber transponiert und von wechselnden musikalischen Gestalten flankiert wird. In ruhigem musikalischen Duktus entfaltet sich eine gleichsam "freie Klangrede".
Der an die Einleitung anschließende ausgedehnte Hauptteil ist vielgliedrig und basiert auf einer 22-tönigen Klanggestalt (cantus firmus). Eine aus ihr abgeleitete Zeitgestalt (Taktanordnung) bestimmt die ganze metrische Struktur des Hauptteils. In dessen Verlauf wird die Klanggestalt immer wieder in Bezug auf das ihr immanente Potential "geprüft", zeitweise auch zerlegt und punktförmig gerastert. Der über längere Strecken ununterbrochen vorantreibende musikalische Duktus wird vorübergehend unterbrochen durch den Wechsel zur Altflöte. Ihr muss der Flötist einige exquisite Multiphonics sowie Echowirkungen entlocken, deren letzte Ausläufer – nach möglichst unauffälliger Rückkehr zur großen Flöte – nahtlos in die geradezu atemlos dahinjagenden "Impulsfolgen" des Schlussteils übergehen.
Scan ist Michael Faust gewidmet, der die Komposition dieses Werkes initiiert hat.