solo tpt(=picctpt); 2(I=picc).2.3(I=Ebcl,III=bcl).2-2.2.2.1-perc(3):I=cencerros(d1-d3)/tam-t(lg)/cym(med)/handbell(g2)/t.bell(d2)/gong(g); II=cym set/tgl(med)/SD/BD/concussion cyms(sm,lg)/gong(d1); III=carillon/tam-t(med)/cym(sm)/handbell(d3)/plate-bell(d)/gong(A)-strings(8.8.6.6.4)
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Bote & Bock
Eine Werkeinführung von Stefan Drees kann angefordert werden unter [email protected]
„Olga Neuwirths jüngstes Opus fand freudige Zustimmung. Dies durchaus zurecht, hat sich Neuwirth diesmal nicht wie zuletzt bei den Wiener Festwochen verweigert, sondern ein kompaktes, gut 20-minütiges, fünfsätziges Werk für Trompete – ihrem Lieblingsinstrument – und Orchester geschaffen. Der grandiose Håkan Hardenberger war dafür auf Hoher und regulärer Trompete samt zahlreicher unterschiedlicher Dämpfer der fulminante Interpret dieser fünf musikalischen Geschichten: ein vielfältiges Betrachten und Bewundern der Welt (miramondo multiplo). Olga Neuwirth entführt in ein geschickt gefügtes, flirrendes Reich aus kunterbunten Erinnerungstableaus, in denen einem etwa Miles Davis, Berg, Mahler, Messiaen und sogar Händel begegnen... Dank Pierre Boulez und den willig mitziehenden Wiener Philharmonikern lag diese dialogisch zwischen Trompete und Orchester abgehandelte Novität in würdigen Uraufführungshänden.“ (Stefan Musil, Die Presse, 21.08.2006)
„So, jetzt hat sie es heraußen: Olga Neuwirth komponierte im Auftrag der Festspiele ein Konzert für Trompete und Orchester, schrieb sich damit in die Herzen – und wurde doch glatt bejubelt! Die Uraufführung am Sonntag im Großen Festspielhaus durch Pierre Boulez und die Wiener Philharmoniker mit dem Solisten Håkan Hardenberger endete für die Komponistin mit lauten Bravorufen. Geht doch, aber wie? Olga Neuwirth... griff zum Erfolgsmittel, an die Erinnerung zu appellieren. Eine subkutane Methode... musikalische Welten werden ganz meisterhaft miteinander in Beziehung gesetzt, wenn nicht verknüpft. Der erste Satz, ‘aria dell’angelo’, setzt die philharmonische Maschinerie mit einem Knalleffekt in Bewegung, hohe Solotöne der Tompete werden mit aufsteigendem Donnergrollen im Schlagwerk und Klangwogen beantwortet. Ein fragiles Gespinst ist dann ‘aria della memoria’, über tiefen Streichern und Bläsern plötzlich ein wehmütiger Abgesang. ‘aria del sangue freddo’ wird härter, kaltblütiger, die Trompetenstimme erhält Echos wie von Strawinsky, blecherne Hüllen von den Posaunen umfassen die Solostimme. Ein unverhohlen ‘schönes’ Stück gelingt Olga Neuwirth in der friedvollen ‘aria della pace’, die durch Händels ‘Lascia ch’io pianga’ eine suggestive Wirkung entfaltet. ‘aria del piacere’, der letzte Satz oder besser die letzte der Klangwelten, ruft wieder auf den Boden neuer Musik zurück. Ein Crescendo lädt sich zur Bedrohlichkeit auf, Håkan Hardenberger schmetterte traumverloren seine Linien und Kaskaden bis zur Schlussfanfare. Das zündete." (Ernst P. Strobl, Salzburger Nachrichten, 21.08.2006)
„‘... miramondo multiplo...’ schien im permanenten Changieren der klanglichen Perspektiven mit der Gran Partita KV 361 untergründig zu kommunizieren. Hier ging das Programmkonzept auf. Zumal Boulez beide Stücke geradezu schwindelerregend nuanciert ausleuchtete. Das schien der artifiziellen Distanz, über die Neuwirths Sprache paradox ihre Eindringlichkeit gewinnt, genau auf den Leib geschneidert... Neuwirth setzt das konzertante Prinzip in ihrem gut zwanzig Minuten langen Werk für Trompete und Orchester weniger im Sinne einer rivalisierenden Auseinandersetzung ein. Wie in einem Kaleidoskop läßt sie vielmehr das erfüllte Wunschbild einer friedlichen Kooperation, eines von Freiheit getragenen Miteinanders entstehen. Dies natürlich nicht im Sinne süßlichen Heile-Welt-Klanges... Die fünf Sätze treiben ein irritierendes Spiel mit Schein und Wirklichkeit. Sie führen den Zuhörer in eine Art Labyrinth der Erinnerungen, in dem Händels Lascia ch’io pianga auf die Fanfare aus Mahlers 5. Symphonie und Strawinskysche Marschfetzen auf das Jazz-Idiom von Miles Davis treffen. All das erscheint eingewoben in klangliche Vexierbilder, deren komplexe Strukturen sich in permanentem Übergang befinden, durch irrationale Taktarten, instrumentale Wechsel, allerlei Triller-, Glissando- und Tremolofiguren. Vom verkündenden Tonfall der ‘aria dell’angelo’ im ersten Satz bis zur kühn ins Offene führenden Schlußfanfare der ‘aria del piacere’ im letzten läßt sich so etwas wie eine untergründige Dramaturgie erkennen, die den Soloprotagonisten nach mannigfachen Verunsicherungen, Gefährdungen und Trugbildern voller Zuversicht in die Freiheit führen.“ (Julia Spinola, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.08.2006)
„Beim Symposion zur Salzburger Festspieleröffnung [vertrat Neuwirth die Ansicht,] ‘dass es zur Aufgabe der Großfestivalveranstalter dazugehört, auch Widersprüchliches, Zweideutiges zutage zu fördern, damit die Kunst unsere Hirne zum Bersten bringt, statt sie zu petrifizieren’... Ihr neues Trompetenkonzert klingt neben solchen Gedanken allerdings wie ein schönes, duftiges Virtuosenpoème... In fünf kurzen Sätzen, die alle mit dem Begriff der ‘aria’ (Melodie, Luft) spielen, entfaltet Neuwirth eine Abfolge von Klangbildem, Möglichkeiten des Dialogisierens... ein brillanter Wettstreit der Elemente, gleißende Virtuosität der Trompete, präzise inszenierter Orchesterfarbenrausch.“ (Wolfgang Schreiber, Süddeutsche Zeitung, 22.08.2006)
„Aufregende Dialoge zwischen Solo- und Orchestertrompeter, flirrende Klangflächen, die, sich auflösend, zu silbrigen Fäden einzelner Geigentöne gesponnen und zu bunten Klangteppichen verwoben werden... die Komponistin lässt den Blick eines Landschaftsmalers schweifen. Zerklüftete, melancholische, pittoreske, gefällige Panoramen sind das Ergebnis. Man hätte solch eingängige Opulenz just von Neuwirth nicht erwartet, aber das Können und das Gespür für kontrastierende Klangeffekte überzeugen. Wie im vierten Satz ‘aria della pace’ die Arie Lascia ch’io pianga aus Händels Rinaldo durch die Instrumentengruppen geistert, ist unverschämt schön, wirkungsvoll.“ (klaba, Der Standard, 22.08.2006)
„‘... miramondo multiplo...’ ist eine radikale Komposition, die es dem Publikum alles andere als leicht macht, extreme Klangbilder entwickelt, Zitate von Händel bis Neuwirth verwendet und stets sperrig bleibt. Im Zentrum steht eine Trompete (Håkan Hardenberger), die mit den Wiener Philharmonikern, von Pierre Boulez präzise dirigiert, kommuniziert.“ (geko, Kurier, 21.08.2006)
„Nach der nicht nur wohlwollend, sondern begeistert aufgenommenen Uraufführung ihres jüngsten Werkes ‘... miramondo multiplo...’ wirkte Olga Neuwirth nicht ganz unzufrieden. Pierre Boulez dirigierte die Wiener Philharmoniker... Im Alter von sieben Jahren fing die 1968 geborene Komponistin an, Trompete zu spielen. Dieser frühe Umgang mit dem fordernden Instrument fand in Olga Neuwirths jüngstem Stück für Trompete und Orchester einen starken, packenden Nachhall. Die fünf Sätze, jeder wird mit ‘Aria’ bezeichnet, erzählen je eigene komplexe Geschichten und ergeben zusammen einen perspektivisch reich facettierten Blick. Die dramatische Entladung, über der sich die Trompete souverän erhebt, setzt sich fort in einem Flirren und Schweben und einer ‘mahlerschen’ Beschwörung. Der dritte Satz ist drängend bewegt, der vierte führt in ein friedlich ruhiges, irisierendes Leuchten, die letzte Aria bestimmt ein engagiert leidenschaftlicher Dialog mit Fanfaren- Finale. Da es nicht nur ein Werk, sondern auch einen ebenbürtigen Solisten braucht, war mit Håkan Hardenberger genau der Richtige verpflichtet. Ich vermute, besser lässt sich Neuwirths neues Stück nicht spielen.“ (Hans Langwallner, Kronen Zeitung, 21.08.2006)
„Im Auftragswerk ‘... miramondo multiplo...’ leistete Dirigent Pierre Boulez respektable Organisationsarbeit für hochromantische Mahler-Klänge, (post)modern verzettelten Klangkonstruktionen und explizit jazzige Sounds. Bravo-Rufe für die steirische Komponistin und den hervorragenden Solisten Hakan Hardenberger.“ (CL, Kleine Zeitung, 21.08.2006)
Håkan Hardenberger/
Malmo Symphony Orchestra/Martyn Brabbins
BIS-2293