Bote & Bock
Laks’ Divertimento ist sein letztes größeres Werk. Als Nachklang eines traditionellen Formmodellen verpflichteten musikalischen Denkens, dessen Syntax auf die Urkategorien musikalischer Sprache – Melodie, Harmonie und Rhythmus – nicht verzichten wollte, wirkt es im Kontext der zeitgenössischen Avantgarden anachronistisch. Nicht anachronistischer allerdings als etwa die Kompositionen des Generationsgenossen Poulenc. Wie die Sinfonietta für Streichorchester oder die Petite suite légère für Orchester gehört auch das neoklassizistische Divertimento zu Laks’ Werken, die sich durch einen atmosphärisch heiteren, eleganten Tonfall auszeichnen. Aber die Heiterkeit in Laks’ nach dem Krieg entstandenen Werken hat einen doppelten Boden. So zitiert er im zweiten Satz des Divertimento diskret eine Stelle aus seiner Oper L’Hirondelle inattendue, ein im Kontext der Handlung auffallend introvertierter Moment zu den Worten „Hélas! Hélas! La mort violente est de nos jours fréquente“ („äfig ist heute leider der gewaltsame Tod“). Nur wer die Oper kennt, wird die Anspielung bemerken, und nur vor dem Hintergrund von Laks’ Biographie ist sie nachzuvollziehen.
Silvia Careddu / Aperto Piano Quartett
eda records EDA 037