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Scoring

2.2.2.2-4.2.3.0-timp.perc(1):SD-strings

Abbreviations (PDF)

Publisher

Bote & Bock

Territory
This work is available from Boosey & Hawkes in der ganzen Welt.

Availability

Programme Note

Man vergißt häufig, daß Offenbach einer der größten Cellovirtuosen seiner Zeit war, bevor er als Schöpfer der französischen opéra-bouffe Berühmtheit erlangte. Wegen seiner geradezu teuflischen Virtuosität nannte man ihn den „Liszt des Cellos“. Mit Liszt trat er übrigens gemeinsam auf, er konzertierte aber auch mit Anton Rubinstein oder Friedrich von Flotow bei zahlreichen Konzerten in Paris und Deutschland. Offenbach war es, der die Cellosonaten Beethovens in Frankreich bekannt machte. Weit über das Vergnügen des Interpretierens hinaus ging allerdings seine Leidenschaft für die Komposition. So schrieb er von sehr jungen Jahren an eine beeindruckende Menge an Werken für sein Lieblingsinstrument: viele kleinere Stücke, aber auch große Fresken wie die Danse Bohémienne, die Grande Scène espagnole und vor allem das Grand Concerto pour violoncelle et orchestre (auch Concerto Militaire genannt). Dieses wurde (in Teilen) im Rahmen eines Konzertes uraufgeführt, das Offenbach am 24. April 1847 in der Pariser Salle Moreau-Santi gab. Es ist sehr wahrscheinlich, daß Offenbach sein Konzert bei weiteren Anlässen spielte, aber es ist nur eine weitere Aufführung am 24. Oktober 1848 sicher dokumentiert. Danach mußten 100 Jahre vergehen, bis Jacques Brindejont-Offenbach, der Enkel des Komponisten, dem Cellisten Jean-Max Clément die Klavierskizzen sowie die Partitur des ersten Satzes anvertraute. Clément kopierte also den Anfang des Werkes aus dem Original, wobei er leider einige Passagen unterdrückte, die Offenbach selbst bei seinen Aufführungen gestrichen hatte. Dann machte er sich an eine Rekonstruktion des Werkes und instrumentierte die letzten beiden Sätze aus den Klavierskizzen. Clément wußte ebensowenig wie Brindejont-Offenbach, daß sich die Autographen des Andante wie des Rondo Finale (vollständig komponiert und von Offenbach instrumentiert) in den Archiven der Familie befanden. Da diese Dokumente keine Titel trugen und Offenbach die Introduktionen dieser beiden Sätze beträchtlich modifiziert hatte, war der Bezug zwischen den einzelnen Teilen des Puzzles schwer herzustellen. Da die Fassung von Clément äußerst unausgeglichen und unvollständig war, hatte sie als apokryphe Version des Konzertes keinen großen Erfolg. In der Zwischenzeit wurde der Offenbachsche Nachlaß, und mit ihm auch die Autographe der drei Sätze, in alle Winde zerstreut. Bei der Suche nach dem Verbleib derselben hatten wir deshalb das Glück, das vollständige Autograph des zweiten Satzes im Historischen Archiv der Stadt Köln zu entdecken und das Rondo Finale in der Library of Congress in Washington. Das Autograph des ersten Satzes wurde erst vor einigen Monaten von der Bibliothèque Nationale de France erworben, nachdem es längere Zeit in der Sammlung eines bedeutenden Dirigenten zugebracht hat. Parallel dazu konnten wir im Besitz der Familie Offenbach das vollständige Aufführungsmaterial des ersten Satzes ausfindig machen, welches für die Pariser Uraufführung verwendet wurde.

Diese Quellen wurden also niemals zur Gänze ausgewertet und vor allem nicht als fehlende Teile des Concerto militaire erkannt. Und doch schien die Sache so offensichtlich, vor allem beim Andante, das mehr oder weniger identisch ist mit den Skizzen, die Clément verwendete, wenn die definitive Partitur auch weiter entwickelt ist. Und was den dritten Satz anbelangt: wenn einerseits gewisse Themen vollständig von den Skizzen abweichen, so finden sich andere in identischer Form in beiden Quellen. Wesentlich aber ist die Analogie und die Durchgängigkeit der orchestralen Farbe, der Tonalitäten und vor allem der einheitliche Charakter der verschiedenen Abschnitte des Werkes. Jener Charakter, den Offenbach als „militärisch“ beschrieb. Tatsächlich geht es kaum militärischer als in diesem Satz, manchmal sehr strahlend und fröhlich, manchmal beunruhigend, um nicht zu sagen schmerzhaft, worin Offenbach gewisse Mahlersche Wendungen vorausnimmt.

Wenn wir alle diese verstreuten Quellen zusammentragen und sie in ihrer Gesamtheit auswerten, ergänzen sie sich zu einem Hauptwerk des Cellorepertoires, das sich maßgeblich von dem unterscheidet, was bisher als Rekonstruierungsversuch vorgeschlagen wurde.

Da das Autograph Offenbachs mit Phrasierungsangaben bei der Solopartie geizt (aufgrund der Tatsache, daß der Komponist sein eigener Interpret war), haben wir uns diesbezüglich auf eine Quelle zweiten Grades gestützt, nämlich eine (undatierte) Kopistenabschrift der Partitur des ersten Satzes. Außerdem wurde zu Einstudierungszwecken ein neuer Klavierauszug für Cello und Klavier erstellt.

Jean-Christophe Keck, Le Freyssinet – Februar 2004
© Boosey & Hawkes

Press Quotes

"Das großformatige Konzert rechtfertigt seinen Beinamen nicht nur durch seine Orchesterbesetzung (vier Hörner, zwei Trompeten, drei Posaunen, Trommel), sondern vor allem durch all seine vielen kleinen Motive und beschwingten Fanfaren – ein ‘militärischer’ Geist, der zweifellos mehr mit der Grande-Duchesse de Gérolstein als mit der Symphonie gleichen Beinamens von Haydn oder mit Beethovens Schlacht bei Vittoria gemein hat! Es beginnt mit einem ausgedehnten, virtuosen ersten Satz von Paganinieskem, bisweilen überfallartigem Geplauder, das aber in seinen Charakteristika schon genau den großen Offenbach ankündigt: mitreißende Rhyhtmen und ein unvergleichliches melodisches Empfindungsvermögen. Das herrliche Andante ist reines Singen, mit einem Solo, das den Platz einer Diva oder eines Tenor eingenommen zu haben scheint. Das abschließende Rondo ist ‘militärischer’ als die beiden vorangehenden Sätze. Trotz aller zu erwartenden Brillanz läßt es an zwei Stellen wiederum einer gesanglichen Ader Raum zu leidenschaftlichem Ausdruck." (Simon Corley, ConcertoNet.com)

Recommended Recording
cd_cover

Jérôme Pernoo / Les Musiciens du Louvre / Marc Minkowski
DG CD 477 640-3

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