2 (II=picc).3(I=corA).3(I=Ebcl, III=bcl).3(III=dbn)- 4.3.3.1-harp-pft(=synth).perc(4):xyl/mar/2vib/chimes/glsp/crot/roto-toms/med tam-t/BD/2alto kalimbas/SD/almglocken/tgls/thundersheet-strings-choir(SAB)
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Boosey & Hawkes
Mit der Stimme als Instrument arbeite ich seit den sechziger Jahren, als mir bei Stimmübungen am Klavier blitzartig bewusst wurde, dass die Stimme das Fließen und die Beweglichkeit des Körpers wiedergeben kann, und dass in ihr grenzenlose Möglichkeiten für Farbe, Struktur, Resonanz, Charakter, Geschlecht, Landschaft und Arten der Klangherstellung lagen. Seit dieser Zeit habe ich mit meinen eigenen instrumentalen Experimenten begonnen, um die inneren Stimmen zu entdecken. Nun, in meinem ersten Werk für Orchester, habe ich versucht, stimmliche Eigenschaften in den Instrumenten zu finden, indem ich meine eigene Herangehensweise an die Stimme benutzt habe, um neue Möglichkeiten des Instrumentalklangs zu schaffen.
Zu der Vorbereitung auf Possible Sky gehörten auch einige Fahrten nach Miami, um mich mit den Musikern des New World Symphony zusammenzusetzen. Da die Entwicklung und Erweiterung stimmlicher Möglichkeiten der Kern meiner Arbeit ist, habe ich die Musiker aufgefordert, sowohl die Techniken klanglicher Erweiterung ihrer Instrumente, die sie kannten, mit den anderen zu teilen, als auch während unserer Treffen neue Klänge zu finden. Ich habe Motive gesungen, und sie konnten versuchen, sie auf ungewohnte Weise mit ihren Instrumenten nachzuspielen. Wir haben auch mit Skizzen des Materials, das ich in New York komponiert habe, experimentiert. Einige Früchte dieser Sitzungen sind in Possible Sky eingeflossen.
Das Zusammenspiel mit diesen jungen Musikern war vergnüglich und bereichernd. Ein solcher Austausch ist ungewöhnlich in einer Orchesterszene, in der die Mitwirkenden normalerweise die fertige Partitur lesen und interpretieren. Das Konzept dieses Projektes, das auf einen Vorschlag von Michael Tilson Thomas zurückgeht und durch Anregungen und Unterstützung von R. Kurt Landon gefördert wurde, war, den Musikern die Chance zu bieten, die Entstehung eines neuen Werkes ganz unmittelbar mitzuerleben.
Wenn ich ein Stück für mein Vocal Ensemble komponiere, verbringe ich gewöhnlich eine lange Zeit alleine mit dem Anfertigen von Materialien und Skizzen. Dann, in der Probephase, die sehr lang und arbeitsintensiv sein kann, probieren wir Alternativen, verschiedene Klangbilder, strukturelle Möglichkeiten und Formen aus. So kann ich das, woran ich gearbeitet habe, in einer lebendigen, von Geben und Nehmen bestimmten Situation hören. Wenn ich dann wieder alleine bin, bearbeite ich die Formen und komponiere das endgültige Werk. In dem “fertigen” Stück (das für mich eine organische, lebendige Form ist, die sich ständig entwickelt und verändert) gibt es normalerweise Abschnitte, die einen Spielraum lassen, innerhalb sehr strenger und präziser Parameter. Genau wie in der Volksmusik eine Melodie mündlich überliefert und dabei von jedem Einzelnen ausgeschmückt, verziert und auf individuelle Weise verändert werden kann, so lässt dieses Stück Raum für die idiosynkratischen Eigenschaften der Orchestermitglieder als Individuen.
Wie macht man ein Werk, dass das Orchester als Gemeinschaft auffasst? Wie bietet man alternative Rahmenbedingungen zu der Verfeinerung der westeuropäischen Tradition, indem man die ursprünglichen, rohen, schalltönenden Eigenschaften der Instrumente und Ausführungsstile hervorbringt? Wie kann man zum Beispiel drei Musiker, die das gleiche Instrument spielen, dasselbe Pattern auf leicht unterschiedlich klingende Weise spielen lassen, entgegen der traditionellen Vorstellung von Unisono und Gleichklang? Wie können wir als Zuhörer ein Bewusstsein von der Menschlichkeit der Musizierenden bekommen, nicht bloß von ihren Fertigkeiten? Wie sähe in diesen schwierigen Zeiten ein geistliches Orchester aus? Das waren einige der Fragen, die ich mir während der Arbeit an Possible Sky gestellt habe.
Ich bin sehr dankbar für diese Gelegenheit, an der Welt des Orchesters teilhaben zu dürfen. Ich möchte Kirk Nurock und Allison Sniffin, die mich auf dieser ersten Expedition begleitet haben, meinen Dank und meine Anerkennung aussprechen. Ohne ihre Ermutigung, ihre Kenntnis und die Arbeitsstunden, die sie hineingesteckt haben, hätte Possible Sky nicht entstehen können. Und auch Michael Tilson Thomas, dem Freund und Visionär, bin ich in tiefster Dankbarkeit verbunden.
"Monk verarbeitete die Verunsicherung nach dem 11. September 2001 und nationale Spannungen ebenso wie den kürzlichen Tod eines nahestehenden Menschen und nennt Possible Sky ein ‘Gebet’, das um die ‘heilende Kraft von Kunst’ kreist... Possible Sky beginnt mit zwei Oboisten, die an beiden Seiten der Bühne plaziert sind. Die beiden spielen mißtönende, lautstarke Zusammenklänge, die sich zu seinem ausgedehnten antiphonischen Dialog entwickeln. Rhythmische Streicherfiguren sorgen für Drive, der in die Bläser übergeht. Es gibt ein munteres marschartiges Thema für das Blech, das auf eine unheilvoll-anspielungsreiche Weise ins Militaristische umschlägt
Der Vokalist Theo Bleckmann atmet ins Mikrophon, zu den Grabesklängen der Tuba und dem kühlenden Balsam, den das hohe Schlagzeug beisteuert. Monk stimmt einen keltisch anmutenden Klagegesang an, der dann in die Holzbläser übergeht und eine einsame Tröstung evoziert, die an Copland erinnert. Das Ende des Werks klingt wie ein langes und langsames, improvisiertes Diminuendo - jeder Spieler pocht auf sein Instrument, bis alles in Stille verklingt...
Possible Sky besitzt manche zündende Passage, einmalige Klangeffekte und auch einige berührende Momente... MTT und die Musiker spielten mit ihrer gewohnten Brillanz und individuellen Virtuosität und bescherten Possible Sky einen glänzenden, bravourösen Stapellauf." (Lawrence A. Johnson, South Florida Sun-Sentinel, 07.04.2003)