picc.2.2.2.bcl.2.dbn-1.1.1.1-perc(3):12unpitched membrane drums of 4 different sizes-pft-strings
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Boosey & Hawkes
SINFONIA DI SFERE – Sinfonia di Sfere (Symphonie der Sphären) – meine fünfte Symphonie – ist ein abstraktes Werk, eine musikalische Struktur, das unter dem Eindruck der Schönheit und des Geheimnisses der Geometrie entstand. Der Titel bezieht sich weder auf die Philosophie des Pythagoras („Sphärenmusik“) noch auf Astrologie (wie bei Gustav Holst, der sich von den Planeten inspirieren ließ).
In diesem Werk gab mir die Vorstellung von Sphären zweierlei Impulse: zum einen – und darum geht es im Wesentlichen – in Bezug auf Sphären kontemplativer Gedanken und Gefühle, zum andern aber auch in Bezug auf eine Gruppe von Sphären als geometrische Figur, die den Rahmen für akribisch strukturiertes musikalisches Material bildet.
Dieses musikalische Material lässt sich ebenfalls im Sinne von Sphären beschreiben: Sphäre der Harmonie – basiert auf zwei Akkorden: 9 kleinen Terzen + 2 großen Sekunden, und 8 großen Terzen + 3 kleinen Terzen, beide symmetrisch gebaut; Sphäre des Rhythmus – 4 Einheiten von jeweils 6 Tönen; Sphäre der Dynamik – abwechselnder Einsatz von symmetrisch angelegten Crescendi und Diminuendi; Sphäre des Tempos – jeweils abgestufte Bereiche langsamer und schneller Tempi; Sphäre der Gesamtstruktur – modifizierte Sonatenform.
In der Sphäre des Orchesterklangs werden die vier Blechblasinstrumente – Trompete, Horn, Posaune und Tuba – meist solistisch behandelt. Noch stärker im Vordergrund stehen die 12 ungestimmten Trommeln, 4 pro Spieler. (Die Trommeln habe ich wegen ihrer beinah magischen, urtümlichen Eigenschaften ausgewählt; seit vorgeschichtlichen Zeiten dienen sie als Mittel der Kommunikation, zum Übertragen von Botschaften, Erregen von Gefühlen usw.) Die drei Schlagzeuger sind weit voneinander entfernt aufgestellt, in Form eines Dreiecks: links vorne, in der Mitte hinten und rechts vorne. Ihr Klang umkreist fortwährend das Orchester, abwechselnd im und gegen den Uhrzeigersinn, und wird oft vom Klavier in den Hintergrund gedrängt.
Die Gesamtstruktur dieser Symphonie könnte man als geometrische Figur beschreiben, die die drei Sphären umfasst, von denen jede eine kleinere, konzentrische Sphäre enthält. Dieses Diagramm zeigt meine Vorstellung von der Wahrnehmung des Hörers als umlaufende Scheibe, die vom Nichts durch die erste, untere Hemisphäre von Sphäre I reist, danach durch Sphäre II – immer noch teilweise beeinflusst von Sphäre I –, ihren Aufstieg dann durch den übrigen Teil der zweiten, oberen Hemisphäre von Sphäre I fortsetzt und, während sich seine Wahrnehmung weitet, bis zum Schluss der Symphonie alle übrigen Sphären durchläuft. Auf diese Weise hoffe ich, dass der Hörer vielleicht eine Art Aufstieg in Sphären kontemplativer Gedanken und Gefühle erlebt.
Andrzej Panufnik, 1978 (Übers. Andreas Goebel)
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Tampere Philharmonic Orchestra / John Storgards
Ondine ODE 1101-5