Bote & Bock
Beim sogenannten Locked-in-Syndrom handelt es sich um einen Folgezustand schwerer Funktionsstörungen. Die Grosshirnrinde ist der Ort der Lern-, Sprech- und Denkfähigkeiten. Ebenfalls werden von dort alle willkürlichen Bewegungen gesteuert. Fällt wegen unfallbedingter Zerstörung oder durch extreme Hirndurchblutungsstörungen, Hirnent-zündungen oder schwere Narkosezwischenfälle die Funktion der Grosshirnrinde aus, ist es nicht oder nur andeutungsweise möglich zu sprechen. Bewegungen sind stereotyp-reflektorisch, wobei alle lebensnotwendigen biologischen Grundfunktionen des Körpers (Atmung, Stoffwechsel, Kreislauf) oft über Jahre hinweg gewährleistet sind. Die Patienten scheinen bewusstlos und doch wach zu sein.
In Locked – in – verbinden sich der denaturierte Klang elektrisch verstärkter Instrumente sowie unkonventionelle Spielweisen zu ausdrucksstarker Handlungsdichte, die in sich schwingt, sich festkeilt und wieder losreißt, sich lockert.
Schon zu DDR-Zeiten war Oehrings Musik Reflex auf die gesellschaftliche Totenstarre vor dem endgültigen Exitus.