Die drei Rätsel
(I tre indovinelli / The Three Riddles) (2002/2003)Libretto von Carlo Pasquini; deutsche Übersetzung von Erdmuthe Brand; französische Übersetzung von Pascal Hild (ital., dt., frz.)
2S(boy and girl),S,M,T,2Bar,B; children's chorus; mixed chorus;
2.0.2.2sax.0-3rec-0.1.1.0-timp.perc(4-5):wdbl/SD/BD/tam-t/jingles/susp.cym/cym/whip/tgl/watergong/pasteboard rattle/thundersheet/rattle/tom-t/claves/t.bell(D1)/tamb/shaker/glass sound/metal sound/2glsp/3metallophones(S,A,B)/3 xyl(S,A,B)-pft-elec.org-3gtr-3vlnI.3vlnII.3vlnIII.3vlc.db [most instruments may be doubled or more];
on-stage:TD(3 or more)/wind machine
Abbreviations (PDF)
Bote & Bock
Der wesentlichste Punkt eines Musiktheaterprojekts für Kinder scheint mir zu sein, daß es auch mit Kindern stattfindet: es sollte ihnen eben nicht nur vorgeführt, sondern durch sie auf jeder Ebene auch dargestellt werden. Deshalb bin ich dem äußeren Modell des Pollicino von Hans Werner Henze gefolgt: die beiden Protagonisten sind Kinder, dazu ein Kinderchor; die Erwachsenenwelt wird dargestellt durch sechs Solisten und einen kleinen gemischten Chor.
Auch im Orchester sollen Kinder und Jugendliche möglichst mit ihren Instrumentallehrern und anderen Berufsmusiken zusammenspielen. Mein Wunsch ist, daß die "Profis" zurückfinden zu der Spontaneität und dem lustvollen Ernst der Kinder, und die "Nichtprofessionellen" etwas lernen können vom technischen Können und der Systematik der Älteren.
Der Grundstoff der Drei Rätsel, bekannt auch als die Geschichte der Turandot, ist eine der ältesten europäischen Mythen über die grade beginnende Adoleszenz; dieser so außerordentlich episch dargestellte Übergang von der Kindheit zur Pubertät erscheint hier eingefaßt in die alte Märchentradition und soll durch die Darstellung der Kinder - also derer, die es angeht! - eine ganz eigene Kraft und Qualität entfalten.
Die Musik mußte natürlich den technischen Ansprüchen der Kinder angepaßt werden, aber keinesfalls den theatralischen und dramaturgischen Gestaltungswillen reduzieren; sie mußte witzig, traurig, buffonesk und spannend werden in einer zwar ungewohnten, aber ohne Zwang erlernbaren Musiksprache; vom autonomen bis zum angewandten Musikstück habe ich versucht, die Fülle der Opernmöglichkeiten vorzustellen, durchaus auch als Alternative zur Zap-Ästhetik von Fernsehen und Game-Spielen.
Mein Wunsch ist, daß Kinder, Jugendliche und Erwachsene ohne musikalischen Beruf mit dieser Oper etwas über den Kern unseres Musiktheaters erfahren: spielerisch und klug eine Geschichte singend, tanzend, musizierend über sich selbst zu erzählen.
© Detlev Glanert, Juni 2003
Abdruckrechte
Dieser Werkkommentar kann in Programmheften unter Nachweis des Autors kostenlos abgedruckt werden
„Der Henze-Schüler hat zum Libretto von Carlo Pasquini exzellent instrumentiert, auf Tempo und Melodie gesetzt, mit Song-Anklängen verführt und ist auch in den grotesken Zuspitzungen immer noch einschmeichelnd geblieben... auch die neue Glanert-Oper hat alle Voraussetzungen, um sich im Repertoire zu etablieren." (Joachim Lange, Opernwelt 12/2003)
"Die drei Rätsel ist keine Kinderei, sondern ein echter Glanert: Dramaturgisch geschickt zwischen atemloser Motorik und Ruhe wechselnd, brillant instrumentiert, mit einem Hang zum Grotesken - und dabei stets gut verdaulich... Mitfühl-Theater im guten Sinne: Ein Junge verlässt das Elternhaus, um eine Prinzessin zu erobern, die drei unlösbare Rätsel von ihm fordert und sich erst unwillig, dann willig besiegen lässt... Das Ende ist Revolution: Die überfüllte Welt der Erwachsenen bricht zusammen... Für die Zukunft der Oper wäre diese Uraufführung ja ein schönes Modell - mit Zuschauern und Akteuren jeden Alters." (Johannes Killyen, Mitteldeutsche Zeitung, 14.10.2003)