Bote & Bock
Shao Yang Yin ist ein Auftragswerk der Basler Cembalistin Antoinette Vischer, die Yun in Donaueschingen 1966 bei der Uraufführung seines Werkes Réak kennengelernt hatte. Er beendete das Stück 1966 und lieferte es bei der Auftraggeberin ab, woraus sich eine längere Korrespondenz über die besonderen Probleme des Cembalospiels ergab. Die Uraufführung spielte Antoinette Vischer im Studio Basel im September 1967 auf Tonband. Die öffentliche Erstaufführung erfolgte durch Edith Picht-Axenfeld im Januar 1968 in Freiburg.
Der Titel Shao Yan Yin ist chinesisch und spielt auf die Gegensätzlichkeiten des Werkes an. Yang Yin meint hier jedoch nicht die großen Gegensatzpaare der taoistischen Philosophie, sondern, im Zusammenhang mit dem Wort Shao (= wenig), Gegensätze des Alltags, wie Stimmungen, Zustände oder Zeitabläufe. Das Cembalo-Werk gehört eher zu den "europäischen" Stücken Yuns, schon dadurch bedingt, daß der markante Klang des Cembalos sich weniger verwandeln, verfremden läßt als etwa der eines Streichinstruments. Ähnlich wie das Cembalo behandelt Yun auch das Klavier als ein "westliches" Instrument, zumal er es fast ausschließlich in klassischer Anschlagstechnik und nicht als präpariertes Klavier einsetzt.
Harald Kunz
Holger Groschopp (version for piano)
Internationale Isang Yun Gesellschaft IYG 006