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Music Text

Libretto von Harald Kunz nach einer chinesischen Novelle des 16. Jahrhunderts; englische Fassung von Robert Gay (dt., engl.)

Scoring

S,M,T,2Bar,B; off-stage chorus(may be pre-recorded);
2(I=afl,II=picc).2(II=corA).1(=bcl).1(=dbn)-2.1.1.1-timp(=2hand bell).perc(3):glsp/2Bak/4tpl.bl/3cym/4tom-t/3gong/2tgl/tamb/SD/BD/guiro/ratchet/whip/sm sleigh bells/maracas/tam-t-harp-strings

Abbreviations (PDF)

Opera
For full details on this stagework, including synopsis and roles, please visit our Opera section.
Publisher

Bote & Bock

Territory
This work is available from Boosey & Hawkes in der ganzen Welt.

Availability

Uraufführung
23/02/1969
Opernhaus, Nürnberg
Wolfgang Weber, director / Städtische Bühnen Nürnberg / Hans Gierster
Programme Note

In den Jahren 1965 bis 1972 wurden vier Opern von Isang Yun in Deutschland uraufgeführt: Der Traum des Liu-Tung (Berlin 1965), Die Witwe des Schmetterlings (Nürnberg 1969), Geisterliebe (Kiel 1971) und Sim Tjong (München 1972). Handelt es sich bei den ersten drei Opern um deutsche Übertragungen (und Adaptionen) von Stoffen aus der klassischen chinesischen Literatur, stellt Yuns vierte und letzte Oper die koreanische Heldin Sim Tjong ins Zentrum. Erstmals in der Geschichte der europäischen Oper finden wir hier Libretti, die authentischen Quellen aus China und Korea nachgebildet sind. Gleichwohl sind die ursprünglich asiatischen Stoffe durch die Opernadaption so weit verändert, überformt und konzentriert, dass sich hier ein "dritter Raum" eröffnet, etwas Neues und Fremdes, das in Ostasien wie in Europa der Vermittlung bedarf. Dieser "dritte Raum" zielt darauf, einer neuen koreanischen Kultur ihre Identität zu geben.

Die Witwe des Schmetterlings ist kontrastierend auf den Traum des Liu-Tung bezogen. Unter dem Titel Träume können beide Werke an einem Abend aufgeführt werden. Für seine zweite Oper vertonte Yun ein Libretto von Harald Kunz. Es basiert auf Franz Kuhns Übersetzung der chinesischen Novellensammlung Kin Ku Ki Kwan [Jingu qiguan = Wundersame Geschichten aus neuer und alter Zeit] (Freiburg 1958); die chinesische Quelle wurde um 1632–1644 gedruckt. Die Oper gilt gemeinhin als "komisch". Sie handelt einerseits vom Tao und andererseits von der Ehe Tschuang-tses, der Bindung an seine Frau.

Nr. 1. Der Schmetterlingstraum. Chor
Nr. 2 Vor der Hütte des Lao-tse. Tschuang-tse, Oberaufseher der kaiserlichen Gärten, erzählt seinem alten Lehrer Lao-tse von seinem Traum, er sei ein Schmetterling – frei, leicht und weit schwebend in der Natur. Lao-tse verweist zunächst aufs Tao: "Oben und unten – ist eins / Fest und flüssig – ist eins [...] Schmetterling und Mensch – ist eins." Dann deutet er den Traum: In einer früheren Existenz sei Tschuang-tse ein Schmetterling gewesen, der an Blüten genascht hätte, die ihm verboten waren. Zur Strafe sei er dann aufgespießt worden. Die Seele dieses Schmetterlings wohne nun in Tschuang-tse und sehne sich nach Freiheit. Um die Freiheit zu erfahren, müsse er daher sein Heim verlassen. Tschuang-tse flieht und fliegt in seinen Gedanken, bis ihn die Erinnerung an seine Frau einholt und bedrängt.
Nr. 3. Der lange Weg. Orchesterzwischenspiel. Szene: Tschuang-tse ist mit seiner Frau Tiän unterwegs, die viel Gepäck sowie Hausrat mit sich schleppt.
Nr. 4. Auf dem Friedhof. Frau Tiän klagt über das ziellose und aus ihrer Sicht sinnlose Umherziehen. Tschuang-tse entdeckt indessen auf dem Friedhof eine trauernde junge Witwe, die die noch frische Erde auf dem Grab ihres Mannes trocken fächelt – in der Absicht, sich, sobald die Erde trocken ist, ihrem Liebhaber zuzuwenden. Der Magier Tschuang-tse greift hier helfend ein – ein Wind zieht auf und trocknet die Erde. Zum Dank überreicht die Witwe Tschuang-tse ihren Trauerfächer, den sie nun nicht mehr benötige. – Tschuang-tses Entrüstung, dass die Witwe sofort zu ihrem Liebhaber eilt, kommentiert seine Frau Tiän mit der Bemerkung: "Man sagt, so seien sie alle." Während Tschuang-tse sie um ein konkretes Beispiel bittet, benutzt er den Fächer der jungen Witwe. Empört deutet Frau Tiän diesen als Liebespfand. Tschuang-tse übergibt ihr den Fächer zum Trauern und fällt tot um.
Nr. 5. Der Trauerzug. Orchesterzwischenspiel zum 3. Bild.
Nr. 6. Im Trauerhaus. Prinz Fu und sein Diener betreten das Haus, in dem der tote Tschuang-tse aufgebahrt ist. Zu spät gekommen, um mit Tschuang-Tse sprechen zu können, spielt Fu bald die Rolle des Liebhabers. Er und Frau Tiän empfinden den Sarg dabei als störend. Bei dem Versuch, den Sarg wegzuräumen, kriegt Fu eine Art epileptischen Anfall und bleibt bewusstlos liegen. Sein Diener erklärt, dass nur das Gehirn eines eben Verstorbenen dem Prinzen helfen könne. Frau Tiän holt eine Axt, und als der Diener ausholt, um den Sarg zu öffnen, fällt der Sargdeckel herunter und der vermeintlich tote Tschuang-Tse richtet sich auf.
Nr. 7. Der Schmetterling. Tschuang-Tse ist nun frei für sein Dasein als Schmetterling.
Walter-Wolfgang Sparrer

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