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Scoring

2(I,II=picc).2.2.2-2(4).2(4).2.1-timp.perc(2-3):2glsp/xylorimba/BD/2SD/cyms/2susp.cym/tam-t/crot/
t.bells(2sets)/lg thundersheet-harp-strings

Abbreviations (PDF)

Publisher

Boosey & Hawkes

Territory
This work is available from Boosey & Hawkes in der ganzen Welt.

Availability
Digital Score
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Composer's Notes

Das Stück gab sich gewissermaßen selbst in Auftrag & wurde 1981 geschrieben, unbekümmert über das Wann & Wo seiner ersten Aufführung. Eine Zeitlang hatte ich nicht einmal einen Titel – nur eine dankbare Widmung an den britischen Filmemacher Barrie Gavin & bis zum Tage seiner überraschend im Sommer 1983 angesetzten Uraufführung, (der Dirigent Simon Rattle brauchte für ein Konzert der London Sinfonietta beim South Bank Festival einen Lückenbüßer), mußte es ohne die Geburtsurkunde einer Programmnotiz auskommen. Kurz gesagt ein durch & durch anrüchiges Stück. Es kam folgendermaßen:

1979 wurde ich gebeten, sehr kurzfristig eine Filmmusik für den ORF zu schreiben. Die einzigen Forderungen waren schnelle Tempi & ein extravagant wienerischer Charakter. Ohne zu überlegen, denn da war keine Zeit für Grübeleien, borgte ich mir das Grundmotiv aus dem berühmten „Perpetuum Mobile“ von Johann Strauß Sohn, veränderte es ein wenig & verwendete es als Zündschlüssel für verschiedene Arten halbautomatisierter Mechanismen.

Diese paar Tage scheinbar harmloser Schwarzfahrten sollten mir auf den Kopf fallen. Kaum hatte ich den Job beendet, um – wie ich meinte – zu höheren Dingen zurückzukehren, begann mich das Strauß-Motiv zu verfolgen wie ein mephistophelischer Schuldeneintreiber. Tag & Nacht beharrte es darauf, daß ich ihm die harte Kompositionsarbeit schuldete, die es mir so großmütig erspart hatte. Als mir bewußt wurde, daß es nicht locker lassen würde, kapitulierte ich.

Das Problem, das mich während der Komposition beschäftigte, war rein musikalischer Natur. Aber sobald das Stück fertig war & Barrie (denke ich) vorgeschlagen hatte, es „Habsburg Follies“ zu nennen, bemerkte ich, daß mich die „Perpetuum Mobile“-ldee auf einer anderen Ebene gefangen genommen hatte. Schon in der Polka von Strauß beschreibt das Motiv eine gefährdete Erscheinungsform. Losgetrennt vom unvergleichlich sprühenden Witz der Strauß‘schen Erfindung & von heutiger Perspektive aus gesehen könnte dieses Motiv ausgezeichnet dazu dienen, die offiziell verordnete Maske der Gemütlichkeit‚ – des leichtfüßig, unbekümmerten Charmes – zu symbolisieren, hinter der Österreich gelernt hat, seine innerste Reaktion gegenüber gerade seinen drastischsten Schicksalsschwankungen & seine Mitschuld an einigen von diesen zu verbergen. Als Überlebenstaktik hat diese Maske die Habsburger & üblere „Follies“ als diese überlebt.

Diese Maske ist vielleicht das außermusikalische Thema von „Charivari“, ein rein lautmalerischer Begriff, nach dem das bekannte Pariser Journal benannt war, in dem neben anderen der Zeichner Honoré Daumier soziale Mißstände im „2. Kaiserreich“ satirisch darstellte. („Charivari“ an sich geht auf einen eher fragwürdigen Volksbrauch zurück, der bisweilen tödliche Folgen hatte & sich auch außerhalb Frankreichs unter verschiedensten Namen bis in jüngste Zeit erhalten hat: Als Ausdruck des Mißfallens über Personen, deren Verhalten an gesellschaftlichen Normen rüttelte, brachte man vor deren Häusern ein Ständchen dar, indem man Deckel von Kochtöpfen schlug, Zinnservierbretter aneinanderschlug mit Flaschen & anderem Küchengerät rasselte & Katzen, die man in Körbchen eingesperrt hatte, mit geschickten Griffen zum Kreischen brachte.)

Das Stück in seiner Variante als österreichisches Journal für Orchester dauert etwa 11 Minuten & während seines Verlaufes bringen gewisse Entwicklungen die Maske etwas zum Verrutschen. Obwohl sorgfältig geplant & vielleicht unvermeidlich, mögen diese Entwicklungen durch ihren ungemütlichen Charakter als kleiner Schock empfunden werden. Gewiß, aber gibt es denn wirklich Grund für Alarm? Schon beginnt der Champagner wieder zu fließen & ein paar Tropfen „Wiener Blut“ von den Trompeten kurz vor dem Schluß bestätigen bloß, daß der Status quo wiederhergestellt ist. Wenngleich das Happy-End ohne Zweifel nicht ganz so gewiß ist wie es scheint, so wartet immer schon ein anderes, – gleich hinter der nächsten Ecke.

HK Gruber

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cd_cover

BBC Philharmonic/HK Gruber
Chandos: CHAN 10404

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