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Bote & Bock
Isang Yuns Klarinettenkonzert ist inspiriert von den spieltechnischen Möglichkeiten des Schweizer Klarinettisten Eduard Brunner. In seinem Auftrag entstand es 1981 parallel zum 1. Violinkonzert. Die Reihe der Solokonzerte, die Yun 1976 mit dem Cellokonzert eröffnete, bringt die Konfrontation von lyrischem Ich (dem Soloinstrument) und Gesellschaft (dem Orchester). !sang Yun gestaltet in seiner Musik immer wieder das Gegenspiel der Energien von Yin und Yang. Während das ungemein lyrische dreisätzige 1. Violinkonzert, das von Schönheit, Erfüllung und Überschwang zu sprechen scheint, insgesamt mehr dem weichen, empfangenden Yin zuneigt, prägt das eher rhapsodische Klarinettenkonzert das Prinzip des harten, aktiven Yang aus. Entsprechend den Klangeigenschaften der Klarinette liefert es eine klare und prägnante Anschauung der "Hauptklangtechnik" des Komponisten. In Anlehnung an die musikalische Sprache der chinesischkoreanischen Hofmusik geht diese von einem linearen Verlauf aus. Sie ist weniger "gebaut" als kontinuierlich – gleichsam naturhaft – fließend. Über lang ausgehaltene Zentraltöne ist das Soloinstrument bestrebt, höher zu kommen. Dieses tonhöhenmäßig sukzessiv-schrittweise Ansteigen meint in der Ästhetik des Komponisten auch Befreiung.
Äußerlich einsätzig, hat das Klarinettenkonzert im großen drei Abschnitte: Auf einen raschen ersten Teil folgt ein langsamer Mittelteil; in den bewegten Schluß ist eine Solokadenz eingebaut.
Der zweiteilige erste Abschnitt verfolgt, durch Orchesterzwischenspiele klar strukturiert, in insgesamt vier Phasen den Prozeß des kontinuierlichen Aufsteigens. In der ersten Phase "erobert" die Klarinette den Ton e3, in der zweiten Phase as3. In der dritten Phase unterstützen die Hörner den Versuch des Soloinstruments, a3 zu befestigen. In der vierten Phase gelangt die Klarinette dank der "Hilfe'' durch Streicher und Holzbläser zu b3. Die Orchesterzwischenspiele, besonders die Einwürfe der Blechbläser, bringen nicht nur eine Regeneration des musikalischen Flusses, sondern gefährden notwendig auch die angestrebte Balance.
Der zweiteilige mittlere Abschnitt gestaltet Klage und Trauer. Die Klage der Klarinette wird durch einen massiv-blockhaften Einwurf der Blechbläser beantwortet. Der Solist nimmt nunmehr die Baßklarinette. Es folgt eine nächtlich-meditative Szene.
Ein erregtes Tutti und Rufe der Klarinette eröffnen den dritten Abschnitt. Dieser lebt vom Gestus des Konzertierens. Ein kammermusikalisches Zwischenspiel mit Soloinstrument, Kontrabaß, Schlagzeug und ausgedünntem Holzbläsersatz, in dem sich ein Zustand des Gleichgewichts anzubahnen scheint, wird durch ein mit den Blechbläsern massives Tutti unterbrochen. Die "Kammermusiker" setzen jedoch ihr Gespräch fort, das in den Monolog – die Solokadenz – der Klarinette einmündet. Nachdem sich die Klarinette "aussprechen" konnte, ist der Dialog Soloinstrument–Orchester möglich. Eine humoristische Schlußstretta beendet die Komposition.
Walter-Wolfgang Sparrer (1986)