Muji no kyo
(1975)tutti ensemble ad lib:e.g. 2.2.2.0-0.2.0.0-2pft-strings(6.0.3.3.0)
Abbreviations (PDF)
Bote & Bock
Muji no Kyo entstand 1975. Von den Neuentwicklungen der letzten Jahrzehnte scheinen mir für das Ohr besonders bedeutsam: das Hören in Schichten; der Ausbau der Klangfarbentechnik; das Erlebnis langer Flächen; die Mikrointervalle. Im Gegensatz zu diesen Differenzierungen kommt mir heute vieles verjährt vor: die Massierung der Mittel; die Lärmorgien; die unverbindliche Aleatorik, die Anbetung der elektronischen Technologie: Muji no Kyo ist aus dem Überdruß an diesen Dingen entstanden: eine Übung der Einfachheit.
Das meiste ist einstimmig, die "Tutti"-Teile enthalten einheitliches Material für alle Spieler, die Besetzung bleibt – abgesehen von einem notwendigen Trio – in Instrumentenzahl und – wahl dem Belieben anheimgestellt...
Der Titel bedeutet etwa "Lied von der leeren Schrift" oder "Nicht-Gesang". Die musikalische Form
ist aus dem Text entwickelt: zwei Strophen (= isomorphe Teile); pro Strophe acht individuelle Abschnitte, und zwar abwechselnd je ein "punktförmiger" und ein "flächiger" in bruchloser Folge; pro Abschnitt soviel Takte oder einheitliche Klangstrukturen, wie der Text Silben hat...
So wird Sprachfigur in musikalischen Formen voll entfaltet; die "Kargheit" der Erscheinung entspricht der Disziplinierung der Sprache und ihrer Tendenz, das "Leere" auszudrücken.