fl(=picc,afl).cl(=bcl)-perc(1):SD/wdbl/tom-t(lg)/glsp/tam-t(lg)/cym/BD/crot/vib/timp/tgl-pft-vla.vlc.db
Abbreviations (PDF)
Bote & Bock
Ausgehend vom Assoziationsgehalt des Wortes Norden wurde Glanerts Interesse an wuchernden und schrumpfenden Formen geweckt, an extremen Klängen, die unverbunden nebeneinander gesetzt werden. Unerheblich war in diesem Fall das "Austarierte", das "Maßvolle" und das "Formschöne".
Zuerst entstanden die fünf Titel, bei denen den Komponisten lediglich die Wort- und Bedeutungszusammenstellung interessierte; sie enthalten nichts direkt Biographisches. Die in Nr. 2 und Nr. 4 auftauchende Dame Ariane ist eine Phantasiegestalt, mit der Glanert ‘schon seit längerem zusammenlebte und mit er sich öfters stritt’. Die Titel riefen bestimmte Vorstellungen hervor, denen dann Musik folgte: kleine, 1 – 3 Minuten dauernde Stücke für ein klanglich tiefes Kammerensemble.
Ausschlaggebend für das erste Stück war ein faszinierendes Nebeneinander von Häßlichkeit und Melancholie, wie Glanert es bei dem Begriff "Norden" empfand. Das zweite und vierte Stück stellen kurze Momentaufnahmen einer Person dar, sehr flüchtig und undeutlich, wie es Phantome so an sich haben. Der "Blaue Herbst" trägt den Stempel einer rastlosen Unruhe, dem "Keine-Zeit-Haben", welches verbunden ist mit einer gewissen Totheit, die uns in dieser Jahreszeit befällt. Der letzte Satz verwandelt viele der bereits aufgetauchten Elemente; das Gefühl einer Sehn- und Fernsüchtigkeit, der Wunsch nach Fernen und Fremdheit ließen hier eine Musik zutage treten.
Thomas Tangler