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Scoring

fl(=picc).cl(=bcl)-perc-pft-vln.vla.vlc

Abbreviations (PDF)

Publisher

Bote & Bock

Territory
This work is available from Boosey & Hawkes in der ganzen Welt.

Availability

Uraufführung
17/06/2004
Hochschule für Musik, Hannover
Thomas Zehetmair, violin / Ensemble Musica Viva Hannover / Hans-Christian Euler
Composer's Notes

Meine composition no. 55, das Concertino, besteht aus 5 Teilen. Drei Hauptachsen von etwa 4 bis 8 Minuten Länge werden durch zwei Zwischenphasen von circa 2 und 3 Minuten Dauer getrennt. Während die Hauptachsen die Solovioline konzertant ins Verhältnis zum kleineren Instrumentalensernble setzen, bestreitet die Solovioline allein und solo die beiden Zwischenphasen.

Im mittleren Teil (d.i. die 2. Hauptachse) mit dem Titel "The cry of the banshee" gehe ich auf jenen eigenartigen irischen Mythos ein, der von der banshee, der "Feenfrau" handelt: Sie lebt in der Anderswelt, in der jenseitigen Welt der Toten, in der andere Zeitbegriffe gelten als in der Weit der lebenden Menschen. Stirbt ein Mitglied eines bestimmten Clans, so ist in der Nacht der langgedehnte, schneidende Ton ihres traurigen und dennoch süß-verlockenden Gesangs zu hören, an- und abschwellend wie der eisige Wind der Mitternacht. Wie schon in meiner Komposition grenzRaum 2 (1993) mache ich auch in dieser Komposition den Einbruch von Chaos und Wildnis in den Bereich von Ordnung und Zivilisation zu meinem Thema - für mich ist Kunst (und damit die Musik) immer die Grenze, der Grenzraum zwischen Wildnis und Zivilisation, zwischen Chaos und Ordnung, zwischen Tod und Leben; und meine Musik ist deshalb auch eine zwischen Konstruktion und Spontanität.

Der Ensemble-Stil von composition no. 55 ist konzertant, der Satz fein und filigran, die vorherrschende Dynamik der gesamten Komposition fast durchweg piano bis pianissimo (auch im Solo) mit seltenen, aber dramatisch konzeptionierten fortissimo-Ausbrüchen, die Klangwelt bizarr und bisweilen absurd und kafkaesk. Die Struktur habe ich vorwiegend in einer abstrakten Weise polyphon gedacht, sie erscheint zerbrechlich und gläsern.

Dem Instrumentalensemble fällt mehr die Aufgabe zu, die Struktur der Kornposition auszugestalten, während die Solovioline eher die melodische Welt besingt: Chaos und Ordnung, Melos und Struktur sind aber so ineinandergefügt, daß beide Welten erscheinen wie zwei konzentrische Kugeln, die sich umeinander drehen - ein altes mystisches Weltmodell, das auch in der Traumdeutung verwendet wird, in Visionen des alten Testaments erscheint:

Bezugswelten meiner künstlerischen Arbeit:

Die in der Zeit des 16./17. Jahrhunderts in England gepflegte Kompositionsform der Fancies ist in letzter Zeit eine unerwartete Anregung für meine kompositorische Arbeit geworden: Ich übernehme deren geschichteten formalen Aufbau, aber gestalte ihn mit den Mitteln meiner eigenen musikalischen Sprache. Ausdruck und Spielfreude, oder auch, wie es bei William Byrd heißt: "sweetness, repose and recreation" sind wichtige Grundbegriffe, die in diesem Concertino (und seinen 5 Fancies, den 5 Teilen) zum Tragen kommen und die Teile sehr unterschiedlich prägen.

Die Besetzung des konzertierenden Instrumentalensembles ist die des Pierrot lunaire, jedoch ohne Stimme, ergänzt durch ein Schlagzeug.

Analytische Hinweise:

Kompositionstechnisch arbeite ich in composition no. 55 mit vier Hauptklängen und nur zwei Rhythmen: die Rhythmen sind meine Weiterentwicklung der seriellen Methode, die ich auch "Prinzipalrhythmus", "Zeitlinie" oder gemäß meiner an Ludwig Wittgenstein orientierten Ästhetik "Satzvariable" nenne. In verschiedenen Porträts, Podien und Workshops habe ich diese Arbeitsweise eingehend dargestellt.

© Erwin Koch-Raphael, Magdeburg/Bremen im Februar 1998

Press Quotes

„Koch-Raphael ist ein zutiefst beein­druckendes Werk gelungen... Seine Musik verweigert die Möglichkeit des oberflächlichen Hineinhörens. Dabei hat sie eine irrlichternd schöne Klangoberfläche. Sie ist schwer zu hören, wenn man sich ihr nicht bedingungslos hingibt. Wenn man dies jedoch wagt, so wird man in eine ganz eigene Klangwelt am Rande der Stille und des Stillstands entführt. Nach wenigen Minuten ist es so, als befände man sich in einer Welt mit einem gänzlich anderen Zeitgefühl...“ (Reinald Hanke, Cellesche Zeitung, 19.06.2004)

„Koch-Raphaels Musik ist konzentriert und sensibel ausgearbeitet. Sie lotet mit untergründigen Tremoli der großen Trommel Schattenseiten des Lebens aus und zehrt von Zwiesprachen zwischen der Solovioline und Ensembleinstrumenten. Die leisen Töne und Andeutungen dominieren, und das in einer zentralen Melodie immer wieder angestimmte Intervall einer kleinen Sexte wirkt wie ein Ohrwurm. Dieser klingt auch dann noch nach, wenn das ganz ins äußerste Piano getauchte Ende im Nichts entschwindet.“ (Ludolf Baucke, Hannoversche Allgemeine Zeitung, 19.06.2004)

Recommended Recording
cd_cover

MinJung Kong / Ensemble Musica Viva Hannover / Hans-Christian Euler
edition zeitklang ez-33031

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