fl.ob.cl(=bcl)-perc(1):vib/xylorimba/tgl/maracas/tamb/2SD/5tom-t/crot/3cym/tam-t-harp-pft-vln.vla.vlc
Abbreviations (PDF)
Boosey & Hawkes
Ex tempore zu musizieren, bedeutet so viel wie "aus dem Augenblick" heraus, spontan, improvisieren. Das gilt für die Einleitung meines Stückes. Der Pianist eröffnet sie mit einem markanten 4-Ton-Akkord (d/cis/f/e), über den und um den herum sich ein freier – allerdings genau ausnotierter – Dialog mit der Harfe entwickelt. Im Laufe dieses Zwiegesprächs bildet sich im Klavierpart eine kleine, sich ständig verfestigende melodische Zelle heraus, die für den weiteren Verlauf des Werkes konstituierend wird. Es handelt sich um die Initialtöne einer so genannten "Klanggestalt", eines schließlich auf 22 Töne erweiterten melodischen Gebildes, das – aus 4 Segmenten von 3, 4, 7 und 8 Tönen bestehend – der gesamten melodischen und harmonischen Struktur des Werkes zu Grunde liegt. Durch Übertragung der Tonrelationen auf zeitliche Proportionen entstand eine 22-gliedrige "Zeitgestalt", die als sich bei jeder Wiederholung variierendes Taktschema, zweitweise auch rhythmisches Trägerschicht, die Zeitform des Werkes bestimmt. Für deren Kohärenz sorgen darüber hinaus verschiedene Rück- und Querbezüge im Sinne freier Analogiebildungen. So hat Form und Struktur in Verbindung mit Expressivität auch in diesem Werk Vorrang vor klangfarblichen und spieltechnischen Extravaganzen, ohne dass diese jedoch gänzlich verschmäht werden.
Ex tempore entstand im Auftrag der Stiftung Insel Hombroich und ist ihrem Gründer Karl-Heinrich Müller, der seit Jahrzehnten auf großzügigste Weise Kunst und Kultur in unserem Lande fördert, gewidmet.