EFFI BRIEST (with Iris ter Schiphorst)
(2000)deaf soloist (female), voice, male soprano, female speaker;
solo trp-3cl-2tpt-perc(2)-acc-pft(=sampler kbd)-elec.gtr-elec.bass gtr-2vlc.3db-live electronics
Abbreviations (PDF)
Bote & Bock
"Die berühmte Geschichte der adeligen Tochter, die verheiratet wird und einen Liebhaber hat, ist im Familienkreis der Briests ein Wiederholungsfall. Kaum zufällig stellt bereits die Eingangsszene eindeutig klar, dass die Tochter zum Zwecke des sozialen Aufstiegs den einstigen Verehrer der Mutter, Ministerialrat von Instetten, heiraten soll. Beider Hoffnungen scheitern, die Mutter verfällt, Instetten steigt auf, Effi stirbt an der Lieblosigkeit. Ein weibliches Schicksal wird also weitervererbt.
Um dies in größerer Allgemeingültigkeit zu erzählen, trennen die beiden Autoren bewusst Rolle und Text. Zugleich bekennen sich sowohl Iris ter Schiphorst, die von multimedialen Arbeiten herkommt, als auch Helmut Oehring, der Kommunikationsprobleme thematisiert, weitgehend zum linearen, narrativen Verlauf. Fontanes Originaltext erzählt dabei nicht mehr aus der Distanz des Romans, vielmehr ist er auf Sequenzen persönlichen Sprechens hin komprimiert. Dem liegt ein tiefenpsychologischer Subtext zugrunde, der sich in einem komplexen Gewebe wechselnder Ebenen bewusst a-logisch zu vermitteln versucht. Das Theater der Stimmen wird von akustischen Klängen grundiert, die weniger ein Drama als vielmehr eine Stimmung, ein Ambiente vermitteln. Im Instrumentarium, das ein Ensemble Neuer Musik, Rock-Gitarre, Schifferklavier und Bigband vereint, herrscht Reduktion. Klänge, oft im Pianissimo angelegt, wirken gefiltert, tendieren zum verschmutzten Geräusch. Radiosignale, Rauschen und filmhafte Stimmen treten flächig hinzu; sie suggerieren Leere und Perspektivlosigkeit." (Frank Kämpfer, NZfM, 3/2001)
"Iris ter Schiphorst und Helmut Oehring haben eine genuine Theatermusik geschrieben, die Geisteszustände schattenreich ausmalt. Bis kurz vor Schluss bleibt der Deckel auf dem Topf, das Espressivo gezügelt. Man braucht einen langen Atem für diese Musik, ... aber es lohnt sich, ... ihre Feinheiten zu erspüren." (Stefan Keim, Die Welt, 13.03.2001)