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Boosey & Hawkes/Sikorski

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Programme Note

Der junge Edison Denisov war lange im Zweifel, ob seine mathematischen Fähigkeiten oder seine hohe Musikbegabung den Ausschlag bei seiner Berufswahl geben sollten. Im Sommer 1948 wandte er sich kurzentschlossen an den von ihm verehrten Dmitri Schostakowitsch, um diesen um Rat zu fragen. Der Brief, der in Unkenntnis der genauen Adresse schlicht mit „Moskau. Konservatorium. Dmitri Schostakowitsch“ adressiert war, wurde zur Freude Denisovs bald mit einem sehr freundlichen Schreiben beantwortet, in dem er den jungen Mann aus dem sibirischen Tomsk aufforderte, Proben seiner Arbeit zu schicken.

Es entspann sich eine Korrespondenz, in der Schostakowitsch Denisov sehr zum Komponieren ermutigte: Neben präzisen Hinweisen und kritischen Anmerkungen gibt es immer wieder viel Lob. Im Jahr 1950 etwa schrieb Schostakowitsch: „[…] Ihre Werke haben mich überwältigt. Wenn Sie keine allgemeine musikalische Ausbildung haben, ist es erstaunlich, dass Sie vom professionellen Standpunkt aus so solide schreiben können. […] In Ihren Werken gibt es etwas, das mich an Ihr Talent als Komponist glauben lässt. Ich kann es nicht analysieren. Ich vertraue meiner Intuition oder vielmehr dem Gefühl, das Ihre Musik vermittelt.“

Im gleichen Jahr zeigte Schostakowitsch Semion Bogatyrev und Vissarion Schebalin, ebenfalls Professoren am Moskauer Konservatorium, Werke von Denisov. Zu Schostakowitschs Überraschung war ihre Aufnahme nicht eben positiv. Zwar gäbe es eine gewisse Musikalität – aber kein echtes kompositorisches Talent. Darüber hinaus wurden melodische Armut und uninteressante Harmonik bemängelt. Denisovs Fähigkeiten als Musiker wurde seiner vielseitigen Intelligenz zugeschrieben, ein Fehlen von menschlicher Wärme und echter kreativer Kreativität jedoch moniert.

Nachdem Denisov sein Mathematikstudium abgeschlossen hatte, immatrikulierte er sich trotzdem am Moskauer Konservatorium. Während seines Studiums gehörte er zum privaten Kreis um Schostakowitsch. Man besuchte gemeinsam Konzerte, Denisov war bei Familienfeiern zu Gast und erteilte Schostakowitsch Sohn Maxim Mathematikunterricht.

In dieser Zeit komponierte Denisov auch sein erstes Klaviertrio op. 5, das er Schostakowitsch widmete. Nicht nur an dieser Widmung zeigt sich die große Nähe zu seinem Förderer, sondern auch in der Fülle von stilistischen Merkmalen nach dem musikalischen Vorbild Schostakowitschs. Dieses Klaviertrio stellt eines der ersten ausgereiften Werke des Kompositionsstudenten Edison Denisov dar. Mit seiner Tonfülle, der klanglichen Ausgeglichenheit zwischen den Instrumenten und der schönen Proportion der Form markiert dieses Trio einen wesentlichen Entwicklungsschritt des jungen Komponisten und stellt eine hochwillkommene Repertoireerweiterung der Trio-Literatur dar.

In späteren Jahren hat Denisov auf der Suche nach einer eigenen musikalischen Sprache musikalisch-ästethisch dann ganz eigene kompositorische Wege beschritten und sich auch persönlich nach und nach aus dem Schostakowitsch-Kreis entfernt. Noch zu einer Zeit, als er den Lebensabschnitt in Schostakowitschs Nähe bereits als überwundene Phase seiner Entwicklung als Komponist betrachtete und beide sich musikalisch nichts mehr zu sagen hatten, war Denisov von der Bedeutung und der Integrität seines früheren Mentors überzeugt. Als er im Sommer 1975 vom Tode Schostakowitschs erfuhr, rief er aus: „Dmitri Dmitrijewitsch war das Gewissen des Komponistenverbandes. Was wird jetzt passieren?“

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