Bote & Bock
Im Umfeld der nicht-tonalen, rhythmisch komplexen Tonsprache von Hans Winterbergs Werken der 1960er Jahre hat die Sudetensuite mit ihrer Rückwendung zur Tonalität ihren eigenen, besonderen Platz. Die drei Sätze sind landschaftlichen „Ereignissen“ in Winterbergs böhmischer Heimat gewidmet, Demarkationspunkte des tschechoslowakischen Territoriums auf der Grenze nach Polen im Norden (Schneekoppe, Elbquellen) und zu Österreich und Deutschland, dem sogenannten Dreiländereck, im Süden (Plöckenstein). Es handelt sich um Programmmusik im besten Sinne in der Tradition von Smetanas Má Vlast, um ein komponiertes Erinnern prägender Landschaften, die für Winterberg nach seiner Flucht aus der kommunistischen Tschechoslowakei 1947 hinter dem Eisernen Vorhang unerreichbar wurden.