1.1.1(I=bcl).tsax(=ssax).0-0.0.1.0-perc(2):timp/SD/Javanese.gongs/t.bells/vib-hp-pft-strings(1.1.1.1.1)
Abbreviations (PDF)
Sikorski
Kammersymphonie
Drei Stücke für Ensemble
I
„JE WEITER ICH KOMME, DESTO MEHR FINDE ICH MICH UNFÄHIG, DIE IDEE WIEDERZUGEBEN…“
Eine Hommage an Wolfgang Rihm, der dieses Briefzitat von Gustav Flaubert am Rande der Partitur seiner „Musik für drei Streicher“ notierte. Es kommentiert eine rasende musikalische Verdichtung, die allmählich anzusteigen scheint - unabgeschlossen, offen. Meine Komposition bewegt sich auf diese Stelle zu, zunächst fragmentarisch, tastend, nur allmählich Sprache findend. Dann immer ausbruchshafter, ekstatisch, kreisend. Aber sie scheint den imaginären Fluchtpunkt zu verfehlen...
II
JAGD
Marschartige Impulse einer Militärtrommel eröffnen einen rasenden Verlauf ins Unbenannte, Unbestimmte. Die Musik scheint zunehmend in sich zu kreisen, sich aufzuheben. Dann gebietet ein fernes Oboensignal Einhalt…
III
STILL
Ein Memorial. Der weitgespannte Canto der Soloposaune unter leisen perkussiven Impulsen zielt auf allmähliches Verlöschen. Fast-Nichts…
2021 formte Peter Ruzicka zwei Werke aus früheren Jahren und eine Neukomposition zu einer KAMMERSYMPHONIE für ein gemischtes Kammerensemble. Es sind drei klanglich sehr unterschiedliche Charakterstücke, die auch als Studien über bestimmte formale Entwicklungsmuster zu verstehen sind. Das erste Stück entstand 2012 als Auftragswerk der Stadt Karlsruhe aus Anlass des 60. Geburtstages von Wolfgang Rihm. Es trägt den Titel JE WEITER ICH KOMME, DESTO MEHR FINDE ICH MICH UNFÄHIG, DIE IDEE WIEDERZUGEBEN – ein Briefzitat von Gustav Flaubert, das Rihm am Rande der Partitur seiner „Musik für drei Streicher“ (1977) notierte. Es steht an einer Stelle im letzten Satz dieser fast einstündigen Komposition, an der die Musik in einem unablässig im fff wiederholten c-Moll-Akkord manisch („maniaco“ ist die Spielanweisung) auf der Stelle tritt. Peter Ruzicka: „Meine Komposition bewegt sich auf diese Stelle zu, zunächst fragmentarisch, tastend, nur allmählich Sprache findend. Dann immer ausbruchshafter, ekstatisch, kreisend. Aber sie scheint den imaginären Fluchtpunkt zu verfehlen ...“ Das Material, das Ruzicka für diese Entwicklung in Gang setzt, besteht aus zwei, später drei 6-10taktigen, von Pausen durchsetzten Klanggruppen, die in wechselnder Reihenfolge mehrfach wiederholt werden. Sie bestehen jede für sich aus feinen Impulsen, die jedoch zunehmend unter Druck geraten und in den turbulenten Verdichtungen gegen Ende kaum noch zu atmen scheinen. Der an Rihm anknüpfende „manische“ Akkord ist bei Ruzicka ein dissonanter, von den drei Streichern gespielter Sechsklang. Er löst eine Klang-Apokalypse aus, nach der wie ein Ascheregen nur ein leiser Nachklang des Ausgangsmaterials bleibt. Ende oder Neubeginn?
(Uwe Sommer Sorgente)