0.0.0.0-1.fln.0.0.perc:2wdbl/tD/susp.cym/vib-zither-db
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Sikorski
„Für meine Vertonung habe ich das ältere Hildebrandslied aus dem 9. Jahrhundert mit dem jüngeren aus dem 15. Jahrhundert kompiliert und in heutiges Deutsch umgeschrieben, dabei aber fast alles, was die Zeit und den Ort der archetypischen Begegnung zwischen Vater und Sohn definiert, weggelassen. Die Szene wird also abstrahiert, zeit- und ortlos gemacht. Musikalisch habe ich versucht, eine persönlich abstrahierte ‚pseudo-mittelalterliche‘ Grundtönung zu finden: z.B. immer wieder einfache Gesangslinien, die durch ‚ungenaues unisono‘ des Ensembles aufgefächert werden.
In der zentralen Kampfszene (vor der das ältere Hildebrandslied abbricht) tauchen einzelne Wortfetzen aus dem bisherigen Geschehen isoliert und ineinander verschränkt wieder auf. Es wird berichtet, dass im Augenblick des Sterbens einzelne Sequenzen des eigenen Lebens wie im Zeitraffer vor dem inneren Auge ablaufen sollen – darauf rekurriert diese Passage.
Ganz am Ende montiere ich ein Fremd-Zitat: die vierstimmige Motette 'Mitten wir im Leben sind' von Balthasar Resinarius (+1544), die durch zusätzliche Stimmen verzerrt und überhöht wird. ‚Szene. Zeitlos, ortlos‘ ist meinem Vater gewidmet.“ (Gerald Resch)