Velouria. Madrigal book for 24 voices
(Velouria. Madrigalbuch für 24 Stimmen) (2007)Sikorski
Auf eine historische Vokalmusikgattung greift der junge Mannheimer Komponist Daniel Smutny in seinem Madrigalbuch für 24 Sänger „Velouria“ zurück. Das Stück kam am 14. Februar 2010 beim Festival „ECLAT“ in Stuttgart durch das SWR Vokalensemble Stuttgart zur Uraufführung. Der Begriff „Velouria“ könnte mit einem so betitelten Song der Gruppe „Pixies“ in Verbindung gebracht werden, aber das lag eigentlich nur mittelbar in Smutnys Absicht.
In seinem neuen Stück hat er Gedichte von Friedrich Hölderlin und Georg Trakl auf Neuvertonungen einzelner Lyrics von Uphill Racer treffen lassen. SmutnysMusik erklingt „vellutato“, was so viel wie „hinter einem Vorhang“ bedeutet. Durch die Mehrchörigkeit der 24 Sänger, die ihm nicht nur als doppelten Theaterboden, sondern auch als Ausdrucksmöglichkeit von Widersprüchen dient, erreicht das Material hierbei aber eine unvermeidliche Steigerung, eine Art „Bewegung nach vorne“, wie Smutny sagt, etwa wie im Anblick der dunklen Räume von David Lynchs „Blue Velvet“ – einem Vorhang ohne ein Dahinter, der hineinzieht, verschluckt.“
„In the car you don´t speak
all the way you don´t move
because you know
the sun is coming out
„Blind and aware
it is not you who is moving
it´s the world“
(lyrics von uphill racer)
Velouria ist für Smutny auch eine Erinnerung an die Zeit, in der er selbst als Kammerchorsänger auftrat. Insbesondere schwebte ihm das Villanellen-Madrigalbuch von Giovanni Croce „Triaca Musicale“ von 1596 vor. „Velouria“ setze bei dessen spezifischem deklamatorischen Ausdruck an, der sich durch eine an den Text gebun-
dene homophone Rhythmik auszeichnet. „Alle anderen musikalischen Eigenschaften“, so Smutny weiter, „sind dem untergeordnet, so dass die Stimmen in ihrer direkten Ansprache unterstützt werden, so wie ich es in der Madrigalbuchkunst einst vorfand.“
(Helmut Peters)