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Sikorski
„Jeder hat einmal im Jahr sein künstlerisches Erlebnis. Im Jahre 2000 war es für mich das Jüdische Museum in Berlin von Daniel Libeskind, damals noch unbestückt und daher als Architektur und nicht als Museum begehbar. Seit Kindeszeiten erträumte ich mir solche Architektur. Schräge Wände, quere Balken, asymmetrische Proportionen, überhaupt die Vermeidung jedweder vorgeblicher klassizistischer Ideale, aber auch die Konterkarierung des Nützlichkeitsprinzips – so sollten Bauten sein; phantasievoll, kühn, gewagt, nie dagewesen, jedoch im Aufbau streng und nicht-ornamental, sozusagen doch kein Manierismus, trotz der antiklassizistischen Attitüde. Das Jüdische Museum definiert einen neuen und einen eigenen Stil. Er ist die Kombinierung einer Vielzahl von widerstrebenden Linien im dreidimensionalen Raum, die als Linien sichtbar gemacht werden, um Räume anzudeuten oder zu konstituieren, nicht aber um Flächen auszubalancieren.
Das Ensemble recherche bat mich Anfang 2001 um ein Sextett. Ich erarbeitete einen Plan von 63 Miniaturen mit allen nur denkbaren Besetzungskombinationen vom Solo bis zum Sextett; diese Miniaturen werden auf drei Bücher verteilt, die einzeln oder nacheinander gespielt werden (im letzten Fall füllen sie etwa ein Stunde). Ich hoffe, mit meiner Musik ein Äquivalent zur kühlen Expressivität von Libeskinds genialem Bau, zur Semantik des ‚between the lines‘ und zur Dekonstruktivität von Formen gefunden zu haben.“