Silly Symphony
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Sikorski
„Es gibt eine Würde im Albernen – das weiß jeder, der schon einmal einen Film von zum Beispiel Charlie Chaplin gesehen hat. Wir Deutschen tun uns aber schwer mit Albernheiten, deswegen fehlen uns auch musikalische Humoristen wie zum Beispiel Erik Satie oder Gerard Hoffnung. Wir empfinden Exzentrik und Satire als eine Form von Respektlosigkeit.
Die sogenannte Albernheit ist aber nicht nur Ablehnung – der anarchische Widerstand gegen zum Beispiel Obrigkeiten (man denke an Chaplins Verfolgungsjagden mit Polizisten in ‚The Kid’) ist auch ein lebensphilosophisches Statement, nämlich dass das Individuum und der freie Wille sich nicht unterdrücken lassen, dass wir auch die Frechheit brauchen, um starre Konventionen und Obrigkeitshörigkeit zu überwinden. Deswegen schlägt unser Herz mit den Pennälern in der ‚Feuerzangenbowle’, deswegen freuen wir uns insgeheim an den Streichen von Max und Moritz – es ist nicht nur Schadenfreude, sondern auch die Freude daran, dass das Leben selber sich nicht bändigen lässt, dass es nicht gehorcht und sich auch nicht immer einer Autorität anpasst. Insgeheim wissen wir sehr genau, dass Gehorchen nicht immer nur Gutes bringt, auch wenn unsere Gesellschaft oft Gehorsam fordert.
Die ‚Silly Symphonies’ waren von Wahnwitz und Phantasie nur so strotzende Zeichentrickkomödien, die zum Erfolg von Disney entscheidend beitrugen, vor allem wegen der brillanten Musik von Carl Stalling, die bis heute die Ästhetik von Filmmusik entscheidend geprägt hat. Die Leopold Mozart oft zugeschriebene ‚Kindersinfonie’ dagegen ist ein Stück, dass seine Popularität vor allem aus dem Kontrast von ‚seriösem’ Orchester mit eigentlich musikalisch eher ungeeigneten Kinderinstrumenten bezieht.
Ich war schon immer ein großer Freund von ‚unpassenden’ Instrumenten (die Auswahl an solchen Instrumenten ist heute wesentlich größer, als zu Zeiten Mozarts), da ich es liebe, Dinge zusammenzubringen, die auf den ersten Blick nicht zusammenpassen, Konzertflügel und Trillerpfeifen oder Geigen und Quietschobjekte zum Beispiel. Der Ursprung von Kreativität ist aber immer die überraschende Kombination von Dingen, und so ist meine ‚Silly Symphony’ der Versuch, möglichst ungeeigneten und albernen Instrumenten eine Form von widerständiger Würde zu geben. Die fünf Sätze meines Werkes sind tatsächlich sogar eher ernst gedacht und als Kommentar zu bestimmten Obsessionen unserer Zeit zu verstehen (was die Titel verdeutlichen). Meine Hoffnung ist, dass gerade durch den Kontrast des sogenannten ‚lächerlichen’ und dem ‚ernsten’ eine Intensität entsteht, die mit einem ‚normalen’ Stück nicht zu erreichen wäre.
Und ganz ehrlich: was genau ist eigentlich ‚normal’? Und wer bestimmt, was ‚normal’ ist?
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(Moritz Eggert, 16.10.2019)