Evapora
(1994)Sikorski
„Der Titel ‚Evapora‘ stammt aus dem Lateinischen und ist mit dem deutschen Wort ‚Verdunstung‘ (Evaporation) verwandt. Ich habe diese bildliche Vorstellung ins akustische übertragen: Klang - Nachhall - Nichts, ähnlich wie Wolken - leicht neblig - unsichtbar.
Diese Komposition besteht aus drei Sätzen mit unterschiedlichen Eigenschaften. Im ganzen Stück wurde das Tonmaterial sparsam verwendet.
Satz I: in einem leeren Raum, sehr ruhig, gelassen, zeitlos. Hier werden die Klaviersaiten von Fingern gedämpft. Das B und F am Klavier bilden eine Quinte als Zentrale und werden von anderen Instrumenten als Färbungen in Prim, Oktav oder kleiner Sekunde umschlossen.
Satz II: beweglich, kontinuierlich. Die Töne mit Sechzehntelnoten durchziehen einheitlich den ganzen Satz im schnellen Tempo. Ein triller-artiges Motiv mit Sechzehntelnoten beginnt zuerst akzentlos. Diese Gleichmäßigkeit wird dann durch wechselhafte Akzente gebrochen. Die gedämpften Klaviertöne werden vor dem Höhepunkt unbemerkt normalisiert und ein neues Motiv - eine chromatische Tonleiter wird aufwärts, fast unverändert weiterhin bis zum Ende des Satzes wiederholt. Langsam wird das Nachkommende mit dem Fortgehenden überkreuzt und ineinander verwoben. Ein ‚illusionsreiches Klangsbild‘ entsteht.
Satz III: jeder einzelne Ton ist für sich ein Ganzes. Die Streicher und Klavier beginnen mit dem gemeinsamen Ton A. Allmählich geht jedes der Instrumente auf individuelle Art und Weise seiner Wege.“ (Xiaoyong Chen)