Sikorski
„Als mich Peter Roggenkamp im Jahr 1989 fragte, ob ich ein Solostück für ihn schreiben würde, habe ich ihm damals mit Ja geantwortet. Klaviermusik bildet wahrscheinlich den größten Anteil von Kompositionen überhaupt. Es war äußerst schwer für mich, ein wirklich neues, aber interessantes Stück zu komponieren. Seitdem war ich auf der Suche nach neuen Ideen sowohl für mein Klavierstück als auch für mich als Komponist generell. Lange saß ich am Klavier und probierte vieles aus.
Ein Zitat aus dem Text zu meinem Trio mit dem Titel ‚Enclosed Events‘ für Flöte, Violoncello und Klavier ist auch auf diese Stücke übertragbar: Eine Taste auf dem Klavier wurde angeschlagen. Die Saite fing an zu vibrieren. Nach und nach kristallisierten sich die Teiltöne heraus und bildeten ein buntes Band aus zahlreichen Obertönen. Der Ton erfüllte den Raum und verschwand allmählich... Es fasziniert mich immer wieder, in einem absolut stillen Raum dieses physikalische Phänomen genau zu beobachten.“
Erst nach fast sieben Jahren habe ich Herrn Roggenkamp mein Versprechen eingelöst. Es ist ein Tagebuch und gleichzeitig ein Notizbuch von neuen Ideen geworden, aus dem mehrere Kompositionen in unterschiedlichen Besetzungen entstanden sind. Es handelt sich quasi um einen bedeutsamen Schlüssel, mit dem ich eine Tür zu einem neuen Land von Ideen öffnen konnte.
Die 7 individuellen, eigenständigen und kurzen Stücke gleichen sieben Tagebucheintragungen. Obwohl sie starke Kontraste zueinander bilden, sind sie Teile einer untrennbaren Einheit.
Die Tonmaterialien wurden auf das Minimum reduziert. In einigen Teilen spielt der Nachhall eine große Rolle - die Töne werden mit unterschiedlicher Dynamik gespielt. Sie erscheinen nacheinander in bestimmten Intervallen und verschmelzen allmählich in eins. Schließlich laufen sie nacheinander aus. So werden in diesem Prozess mehrere farbige ‚Klangwolken‘ gebildet.“ (Xiaoyong Chen)