4hn.3tpt.3trbn.tuba
Abbreviations (PDF)
Bote & Bock
Das kurze, ca. dreiminütige Stück entstand auf Anregung von François-Xavier Roth, dem es auch gewidmet ist.
ES war und ist gedacht als Eröffnungsmusik für ein größeres sinfonisches Programm, worauf bereits der Titel ENTRÉE hinweist. Es handelt sich jedoch nicht um eine Art frohgemuter „Festouvertüre“, sondern um ein Werk, in dem sich die Situation , in der es entstand, andeutungsweise widerspiegelt. Das Moment der latenten äußeren pandemischen Bedrohung sollte ebenso spürbar werden wie der eher nach innen gerichtete Reflex darauf.
Dabei trat nach und nach jener Renaissance-Komponist in meinen inneren Hörraum, dessen Leben zumindest in den Jugendjahren ebenfalls von einer Pandemie, nämlich der Pest, tangiert war: Giovanni Gabrieli (1557 – 1612). Kleine Partikel seiner „Canzona per dieci voci“ sind dergestalt im Pianissimo in den musikalischen Kontext eingewoben, dass gewisse Nah- und Fernwirkungen entstehen sollen, ohne dass die Musiker im Sinne venezianischer Mehrchörigkeit im Raum verteilt werden.
Das Stück zeugt in einigen Momenten, vor allem gegen Ende in seinem musikalischen Impetus indirekt von dem zutiefst humanen TROTZDEM im Sinne eines Albert Camus, schließt aber mit einem gewissermaßen offen im Raum stehen bleibenden Klang, wie eine Frage.
York Höller, Köln im März 2021