Triple Concerto
(Tripelkonzert) (2017)4(IV=picc).3.3(III=bcl).4(IV=dbn)-6.4(IV=picc).3.2(II=btuba)-perc(4):timp/tgl/5tom-t/TD/SD/BD/5cym/tam-t-cel-str(16.14.12.10.8)
Abbreviations (PDF)
Sikorski
„Wenn der Titel eines künstlerischen Werkes dessen Wesen widerspiegelt, dann wird dieser Titel zum Symbol, d.h. zum Konzentrat der Bedeutungen, die in der Tiefe des entsprechenden Begriffs enthalten sind.
So wurde für mich während der Entstehung dieses Werkes das Wort ‚Tripelkonzert‘ zu einem solchen Symbol, hinter dem die Zahl 3, die Dreiheit, steht.
Dies findet seinen Niederschlag nicht nur in der Anzahl der Interpreten – drei Solisten, die vor dem Orchester stehen, sondern auch in der Dreiteiligkeit der Form und in der Verwendung einfacher Dreiklänge in der Textur des Werkes.
Doch am entscheidendsten ist die Bedeutung der drei grundlegenden melodisch-akkordischen Strukturen, die mit den drei wichtigsten Eigenschaften des Klangmaterials zusammenhängen: die Anziehungskraft der Intervalle, die Kraft ihrer Abstoßung und die Kraft, die diesen Kontrast erzeugt.
So erwächst aus dem Clusterklang des Bajans gleichsam der Baum der Obertonreihe, die das Wesen, die Natur des Klanges darstellt. Und wir beobachten dabei eine allmähliche Verdichtung der Intervalle zwischen den einzelnen Teiltönen.
Die Anziehungskraft der nebeneinanderstehenden Teiltöne verstärkt sich, wenn wir uns allmählich vom ersten Oberton zu den nächstfolgenden bewegen.
Dies ist das Initium des Werkes, worauf die gesamte weitere Werkstruktur reagiert und auf die am Ende des Werkes ein Akkord aus sich allmählich vergrößernden Intervallen antwortet.
Auf diese Weise könnte man das Werk als Offenbarung dreier Kräfte deuten: der Expansion der sich vergrößernden Intervalle, der Anziehungskraft der sich verdichtenden Intervalle und – der Reaktion auf dieses kosmische Drama.
(Sofia Gubaidulina / deutsche Übersetzung: Hans-Ulrich Duffek)
Harriet Krijgh / Baiba Skride / Elsbeth Moser / NDR Radiophilharmonie / Andrew Manze
Orfeo C230121