2(II=picc).2.2(II=bcl).2(II=dbn)-4.2.2.1-perc(4):I=glsp/4timp/3plate bells/2bongo/2conga/vibraslap; II=marimba/t.bells/2plate bell/5wdbl/SD/claves/guiro/maracas/cast/ratchet/vibraslap; III=vib/crot/2harmonica/4cow bells/5tom-t/5tpl.bl/SD/maracas/sand paper; IV=xyl/2harmonica/2timbales/BD/tam-t/glass wind chimes/whip/pasteboard rattle-harp-hpd(ampl)-strings(12.10.8.6.4)
Abbreviations (PDF)
Bote & Bock
Zwei „Phänomene“ sind es, die mich zu dieser Komposition inspiriert haben. Da ist zum einen die Sheng, eine Erscheinung aus einer fernen Welt, mit dreitausendjähriger Geschichte, faszinierend, geisterhaft geradezu. Dieses Instrument war eine Entdeckung für mich, und als ich gefragt wurde, ob ich mir vorstellen könne, ein Konzert dafür zu schreiben, war ich sofort begeistert. Dieses Projekt bot mir die einzigartige Gelegenheit, als Komponist gleichsam bei Null anzufangen. Ich musste mich erst mit den technischen Grundlagen und Möglichkeiten vertraut machen, und das komplizierte Griffsystem machten es notwendig, Akkord- und Tonverbindungen permanent selbst auf dem Instrument auszuprobieren.
Die zweite wichtige Inspirationsquelle war das „Phänomen“ Wu Wei, mit dem ich während des Kompositionsprozesses in intensivem Austausch stand. Seine Persönlichkeit, seine wunderbare Musikalität und einzigartige Präsenz als Solist haben mich tief beeindruckt.
Das Stück ist in vier Sätze unterteilt, die ohne Unterbrechung aufeinander folgen.
Verknüpft werden sie jeweils durch einen plötzlich einsetzenden lauten Akkord des gesamten Orchesters, einem Moll-Akkord mit chromatisch benachbarten „Störtönen“. Ich nenne ihn aufgrund seines überraschenden Charakters den „Schreck“ oder „Schrei“-Akkord. Er erscheint im Stück insgesamt viermal, auf einer immer höheren Tonstufe, und verbindet die Sätze miteinander bzw. leitet im letzten Satz zur Coda über.
Der erste Satz, Erscheinung, ist ruhig und präsentiert zunächst die Sheng unbegleitet. Dabei wird ein großer Teil des harmonischen Materials bereits exponiert.
Der zweite Satz, Jagd, ist charakterisiert durch schnelles Tempo, Tonrepetitionen, dahinstürmende Sechzehntelketten und wilde Ausbrüche des Orchesters. Der Solist erscheint gehetzt, stellt sich aber auch heftigen Konfrontationen.
In Canto, dem dritten Satz, steht die Linie im Vordergrund, der gesangliche Aspekt der Sheng. Dabei basiert die Harmonik auf Improvisationen, bei denen sich besonders geläufig erscheinde Griffkombinationen ergaben. Der harmonische Verlauf in der zweiten Hälfte des Satzes ist das Resultat der Verknüpfung solcher „objets trouvés“.
Dem Finale, Tanz, liegt eine durchgehende schelle Achtel-Pulsation zugrunde, teils geradlinig, teils unregelmäßig und mit häufigen Taktwechseln.
Bernd Richard Deutsch