Vier Choralvorspiele
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Bote & Bock
Johannes Brahms schrieb die elf Choralvorspiele als unmittelbaren Reflex auf den Tod von Clara Schumann. Die Strenge und formale Konsequenz der Stücke, verbunden mit der kühnen Harmonik des späten Brahms sowie dem Rückgriff auf barocke Figuren und Formen deuten auf den Wunsch, „auf anständige Art zu trauern“ (Hanns Eisler), persönliche Gefühle auf eine höhere geistige, menschliche und allgemeine Ebene zu heben.
Diese weitgehend unbekannten, posthum publizierten Stücke höchster Kompositionskunst können durch Aufführungen im Konzertsaal einem größeren Publikum zugänglich gemacht werden – eigenständige kompositorische Zusätze verbieten sich deshalb von selbst; lediglich das letzte Stück „O Welt, ich muß dich lassen“ wurde um einen Halbton tiefer transponiert, um einen größeren tonalen Zusammenhang zu wahren. Einige nicht wesentliche Zusätze wurden dort gemacht, wo Brahms selbst sie in einer Orchesterfassung vorgenommen hätte. Intention und Geist der Choralvorspiele sind streng bewahrt.
Detlev Glanert, im August 2016
Als Brahms’ letztes musikalisches Lebenszeichen wurde die Sammlung von elf Orgelchoralvorspielen op. 122 erst nach seinem Tod veröffentlicht und 1902 uraufgeführt. Mit der konzentrierten Aussetzung dieser Lutherchoräle kehrte Brahms zur Sphäre des Protestantismus in der Nachfolge Bachs zurück. Detlev Glanert, der bereits Brahms’ Vier ernste Gesänge sensibel orchestriert und mit eigenen Prä- und Postludien kommentiert hat, lebte sich erneut in dessen Sprache ein und schuf eine Orchestrierung auf Anregung von Yannick Nézet-Séguin und im Auftrag des Philadelphia Orchestra und der Musikalischen Akademie des Nationaltheater-Orchesters Mannheim. Dabei blieb Glanert so nah wie möglich am Klang des typischen Brahms-Orchesters.
"Diese Orgelstücke", so Detlev Glanert, "werden leider im liturgischen Kontext oder im Konzert kaum gespielt – eine Orchesterfassung kann vielleicht zu ihrer Verbreitung beitragen. Denn es sind satztechnisch äußerst komplexe, vollkommen schmucklose, aber sehr berührende Meisterwerke. Die Orchesterfarben können die Strukturen plastischer hervortreten lassen." Glanert wählte vier Choräle der posthumen Sammlung aus, darunter das harmonisch besonders avancierte "O Welt, ich muss dich lassen" op. 122, 3.