Neun Lieder und Gesänge aus "Des Knaben Wunderhorn"
(arr.2013-14)Um schlimme Kinder artig zu machen - Ich ging mit Lust - Aus, aus - Starke Einbildungskraft - Zu Straßburg auf der Schanz - Ablösung im Sommer - Scheiden und Meiden - Nicht wiedersehn! - Selbstgefühl; (Appendix: Es sungen drei Engel);
2.picc.2.corA.2.bcl.2.dbn-4.2.0.1-timp.perc(2-3)-harp-strings
(Single songs have various orchestrations, and may also be performed separately.)
Abbreviations (PDF)
Bote & Bock
Gustav Mahler komponierte die heute so benannten Neun Lieder und Gesänge aus „Des Knaben Wunderhorn" vermutlich zwischen 1886 und 1891. Sie erschienen 1892 bei Schott als Hefte zwei und drei in der Klavierfassung für hohe und tiefe Stimme.
Diese Sammlung von Liedern besitzt dieselbe delikate Verbindung zum sinfonischen Schaffen Mahlers wie auch die anderen Sammlungen: zum Beispiel wurde das Lied „Ablösung im Sommer" in die dritte Symphonie integriert und das Lied „Zu Straßburg auf der Schanz" instrumentiert – lediglich 15 Takte einer im übrigen kompletten Partitur haben sich davon erhalten, wobei es unklar ist, ob die Instrumentation abgebrochen wurde oder der Rest verlorengegangen ist. Zudem werden dem Mahlerkenner in jedem der Lieder Gesten und musikalische Haltungen auffallen, die ihm aus dem kompositorischen Schaffen bis ungefähr in die Zeit der vierten Symphonie bekannt vorkommen.
Instrumentalfassungen dieser Lieder hat es immer schon gegeben, aber entweder nicht vollständig, oder stark bearbeitet, oder nicht im Stil Mahlers instrumentiert; nach meiner Auffassung gilt es, all dies zu vermeiden, denn die Sammlung der Lieder wurde einerseits eigenhändig von Mahler aus einem zweifellos größeren Fundus existierender Lieder zusammengestellt, und andererseits wäre es reichlich vermessen, von sich aus Hand an die Struktur oder die Klangästhetik Mahlers zu legen.
Als Vorbild einer Instrumentation konnten selbstverständlich Mahlers eigene Umwandlungen der anderen Wunderhorn-Lieder herangezogen werden; bekanntlich hat er die Vorlagen zum Teil stark verändert: nach genauen Untersuchungen dieser Veränderungen konnte ein Rahmen festgestellt werden, in dem legitimerweise ebenfalls Veränderungen zur Vorlage – selbstverständlich immer im Sinn der Komposition – vorgenommen werden durften, wie z.B. Oktavversetzungen, zusätzliche Füllstimmen, Verdoppelungen etc.
Einer besonderer Erwähnung bedarf das Pedal: Mahler schreibt häufiger ohne weitere Präzisierung „mit Pedal" oder „mit starkem Pedalgebrauch" oder „immer mit starkem Pedalgebrauch" – ich sehe das als Hilfsmaßnahme, bestimmte Töne oder Akkorde über ihren geschriebenen Zeitwert hinaus klingen zu lassen. Dieser Wille Mahlers ist natürlich in einer Instrumentation zu respektieren und auf das Genaueste nachzufühlen.
Zusätzlich zu diesen neun Liedern wurde das Lied „Es sungen drei Engel" quasi in den Orchesterliedstil Mahlers zurück-instrumentiert – denn es gehört unzweifelhaft in den Kreis der Wunderhornlieder, ist aber nicht Teil der von Mahler veröffentlichten zwei Hefte; die Instrumentation war hier ganz klar durch die dritte Symphonie vorgegeben und konnte ohne jede Schwierigkeit der Schlankheit des frühen Mahler-Lied-Orchesters angepaßt werden.
Die Singstimmen wurden in allen zehn Fällen nicht verändert, ebensowenig die Struktur der Lieder; zusätzlich zu den von Mahler eingerichteten Fassungen „hoch" und „tief" liegen drei Lieder in noch tieferen Tonarten vor: „Starke Einbildungskraft" in G-Dur, „Ablösung im Sommer" in g-moll und „Scheiden und Meiden" in Es-Dur.
Detlev Glanert, Herbst 2014