Opern-Uraufführung: Glanerts Die Jüdin von Toledo
Die neue Oper von Detlev Glanert erlebt am 10. Februar ihre Uraufführung in der Dresdner Semperoper: Die Jüdin von Toledo basiert auf dem Historiendrama von Franz Grillparzer und kreist um die Themen Liebe, Verrat, Machtmissbrauch und Antisemitismus.
Alfonso VIII. von Kastilien verliebt sich in die junge Rahel, eine jüdische Frau aus einfacheren Verhältnissen. Eine Verbindung, die privat wie politisch inopportun erscheint und den leidenschaftlich liebenden König von seinen Herrscherpflichten ablenkt. Sie wird von vielen Seiten hintertrieben – von Alfonsos Ehefrau, von seinen Räten, von religiösen Gegnern – und findet schließlich ihr Ende im Mord an Rahel.
Der mittelalterliche Stoff wurde vielfach künstlerisch verarbeitet, am prominentesten in der Vergangenheit von Lope de Vega, Franz Grillparzer und Lion Feuchtwanger. Nun hat Detlev Glanert, einer der erfolgreichsten Opernkomponisten der Gegenwart, ihn zur Grundlage seines neuesten, zwölften großen Musiktheaterstücks gemacht. Den Auftrag erteilte die Sächsische Staatsoper Dresden, wo das Werk am 10. Februar 2024 seine Uraufführung erlebt.
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Für ihre Jüdin von Toledo greifen Glanert und sein Librettist Hans-Ulrich Treichel hauptsächlich auf Grillparzers Trauerspiel zurück, schärfen dabei die politischen und psychologischen Aspekte. Ihn habe, so der Komponist, „vor allem interessiert, wie das Politische und seine Instrumentalisierung auf eine bestialische Weise in das Privatleben eingreifen … Fremdenhass wird benutzt, um bestimmte politische Ziele zu erreichen – indem man mit Hetze arbeitet, mit Fake News und allem, was das Repertoire so hergibt. Das ist zu allen Zeiten und immer passiert … Es geht mir um die Behandlung einer spannenden Geschichte, für die wir heute überall auf der Welt viele Parallelen sehen.“
Eingang in Glanerts dramatisch-emotionale Partitur fand der vielfältige historisch-kulturelle Hintergrund der Geschichte aus Zeiten, als Christen, Mauren und Juden auf der iberischen Halbinsel bereits auf ein jahrhundertealtes, komplexes Mit- und Gegeneinander zurückblickten. So setzt der Komponist an zentralen Stellen etwa Glockenklänge oder, wie in seiner allerersten Oper Leyla und Medjnun, die arabische Ud ein.
Inszeniert wird die von Jonathan Darlington musikalisch geleitete Dresdner Produktion von Robert Carsen. Der kanadische Starregisseur zeichnete 2019 auch für die Uraufführungsregie von Glanerts vorangehender Oper Oceane an der Deutschen Oper Berlin verantwortlich – diese Zusammenarbeit von Glanert, Treichel und Carsen wurde mit dem Oper! Award, dem International Opera Award sowie dem Opus Klassik ausgezeichnet.
Detlev Glanert:
Die Jüdin von Toledo
Oper in fünf Akten
Frei nach dem gleichnamigen Drama von Franz Grillparzer
Libretto von Hans-Ulrich Treichel
Uraufführung: 10. Februar 2024, Semperoper Dresden
Folgeaufführungen am 15., 18., 26. Februar sowie 1. und 8. März 2024
Premierenkostprobe: 5. Februar 2024, 18 Uhr
Inszenierung: Robert Carsen
Musikalische Leitung: Jonathan Darlington
Ausstattung: Robert Carsen & Luis F. Carvalho
mit
Rahel: Heidi Stober
Esther, deren Schwester: Lilly Jørstad
Alfonso VIII., König von Kastilien: Christoph Pohl
Eleonore von England, dessen Gemahlin: Tanja Ariane Baumgartner
Manrique, Graf von Lara: Markus Marquardt
Don Garceran, dessen Sohn: Aaron Pegram
> Further information on Work: Die Jüdin von Toledo
Abb. li.: Motiv von Marton Perlaki für die Sächsische Staatsoper, Spielzeit 2023/24; re.: Manuskript der Oper von Detlev Glanert