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Zwei, wenn man so sagen darf, Altmeister der Gegenwartsmusik beschenken zwei Meistersolisten mit neuen Konzertwerken, die im Januar 2025 ihre Uraufführung erleben: John Adams’ After the Fall mit Víkingur Ólafsson und Mark-Anthony Turnages Sco mit John Scofield.

Vor zwei Jahren hatte Víkingur Ólafsson mit John Adams’ drittem Klavierkonzert Must the Devil Have All the Good Tunes? den Komponisten begeistert. Nun hat Adams ein neues Klavierkonzert für den isländischen Pianisten geschrieben – After the Fall kommt am 16. Januar bei der San Francisco Symphony unter David Robertson zur Uraufführung und geht anschließend international auf Tour: Am 22. Januar findet die Europa-Premiere beim Tonhalle Orchester Zürich statt, wo Ólafsson in dieser Saison Fokus-Künstler ist; es dirigiert Paavo Järvi. In dieser Besetzung sind auch die deutsche (Hamburg 16. März) und die französische Erstaufführung (Paris 18. März) zu erleben. Im Mai steht das Werk dann bei den Wiener Symphonikern unter Lahav Shani auf dem Programm.

After the Fall, in Auftrag gegeben von insgesamt nicht weniger als neun international renommierten Orchestern und Institutionen, folgt der klassisch dreiteiligen Konzertform, wobei die ‚Sätze‘ ineinander übergehen. Der Titel ist eine Anspielung auf ein anderes Klavierkonzert: No Such Spring seines Sohnes Samuel Carl Adams, 2023 von Conor Hanick mit der San Francisco Symphony unter Esa-Pekka Salonen uraufgeführt. „Ich war so überwältigt von diesem Werk, dass ich wirklich dachte, ich könnte nie wieder ein Klavierkonzert schreiben“, so Adams senior. Die doppelte Bedeutung von „fall“ – Herbst sowie Verlust des Paradieses – gemahnt den Komponisten an Boulez’ Diktum, dass die Ära der Avantgarden und der Erkundung vorbei sei. After the Fall nun umfasst, wie Adams’ Musik allgemein, genau die Dinge, die Boulez als Symptome des Sündenfalls bezeichnete: ständige Wiederkehr, Konsolidierung, Zitat. Aber: „Risiken müssen eingegangen werden!“ Adams inszeniert ein musikalisches Spiegelkabinett, das gegen Ende vom Wohltemperiertem Klavier infiltriert wird – eine Reverenz an den Bach-Interpreten Ólafsson.

*

Die Gitarre ist im klassischen Konzert als Solistin weit weniger reich beschenkt als das Klavier – umso mehr die E-Gitarre. Ein Komponist wie Mark-Anthony Turnage, mit seiner innigen Beziehung auch zu Jazz und sogar Rockmusik, ist genau der Richtige, hier Abhilfe zu schaffen. Sein neuestes Solokonzert schrieb er für den großen Jazzgitarristen John Scofield, der mit dem Komponisten über zwei Jahrzehnte hinweg an vielen wichtigen Werken wie Blood on the Floor und Scorched zusammengearbeitet hat. Er wird das neue Stück am 12. Januar in London zur Uraufführung bringen und stand auch gleich für den Titel Pate: Sco – Five Portraits for Electric Guitar and Orchestra. Den Kompositionsauftrag erteilten das London Symphony Orchestra – zum 70. Geburtstag von Simon Rattle –, die Philharmonie Luxembourg und die Philharmonie de Paris. Die Uraufführung durch das LSO im Barbican wird von Sir Simon im Rahmen eines rein britischen Programms dirigiert, das die BBC auch zur Ausstrahlung aufzeichnet. Im Anschluss an die Londoner Aufführung präsentieren das Orchester und Rattle die französische Erstaufführung von Sco in der Philharmonie de Paris am 14. Januar und eine weitere Aufführung in der Luxemburger Philharmonie am 16. Januar, jeweils mit John Scofield als Solist.

Simon Rattle tritt im darauffolgenden Monat auch für drei Aufführungen von Turnages Remembering ans Dirigentenpult – dieses gewichtige 30-minütige symphonische Werk wurde 2014/15 zum Gedenken an John Scofields Sohn Evan geschrieben, der im Alter von zwanzig Jahren starb. Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks spielt Remembering am 13. und 14. Februar im Herkulessaal der Münchner Residenz und am Folgetag als österreichische Erstaufführung im Wiener Konzerthaus.
 

Fotos John Adams: © Deborah O'Grady; Mark-Anthony Turnage: © James Bellorini

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